Südtirol Wein unterwegs
Zwischen Mitte Februar und Anfang April finden drei Leitmessen der internationalen Weinwirtschaft statt: die Wine Paris, die ProWein und die Vinitaly. Was solche Veranstaltungen bieten und wieso sie wichtig sind, erklärt Eduard Bernhart, Direktor des Konsortiums Südtirol Wein.
Während die Wine Paris zwischen 10. und 12. Februar über die Bühne ging und die Vinitaly in Verona Anfang April (6.–9.) auf dem Programm steht, fand die ProWein in Düsseldorf zwischen 16. und 18. März statt. Standen die Veranstaltungen in Düsseldorf und Verona schon traditionell auf dem Programm der heimischen Weinwirtschaft, nimmt man an der Messe in Paris erst seit letztem Jahr teil. Zum zweiten Mal in Folge ist Südtirol Wein heuer also bei allen drei internationalen Weinmessen vertreten. Die Wine Paris gilt als eine der größten Weinmessen Europas. In diesem Jahr präsentierten sich dort 24 heimische Weinproduzenten – und damit um einiges mehr als beim ersten Messeauftritt im Vorjahr. Fast 3400 Aussteller aus 42 Ländern und mehr als 36.000 Besucherinnen und Besucher wurden bei der diesjährigen Ausgabe der Wine Paris gezählt. An der ProWein in Düsseldorf nahmen insgesamt 40 Südtiroler Kellereien teil, 33 davon auf einem vom Konsortium Südtirol Wein und IDM Südtirol organisierten Gemeinschaftsstand. „Der gemeinsame Auftritt gibt auch kleineren Produzenten die Chance, diese Bühne zu nutzen, er sorgt für mehr Sichtbarkeit und unterstreicht die Vielfalt des Weinlandes Südtirol“, erklärt Eduard Bernhart, Direktor des Konsortiums Südtirol Wein. Im Interview fasst er die Bedeutung dieser Messen zusammen.
Südtiroler Landwirt: Herr Bernhart, wie wichtig sind internationale Weinmessen für die einzelnen Produzentinnen und Produzenten einerseits und das Weinland Südtirol andererseits?
Eduard Bernhart: Für die Produzentinnen und Produzenten sind die Leitmessen gleich doppelt wichtig: Sie bieten zum einen die Chance, ein breites Fachpublikum zu erreichen, neue Kontakte zu knüpfen und konkrete Verkaufsabschlüsse zu tätigen. Zum anderen sind die Messen ein zentraler Indikator für neue Trends und bieten Vergleichsmöglichkeiten. Für das Weinland Südtirol sind diese internationalen Messeauftritte ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Schaufenster auf den für uns interessantesten Märkten. Sie bieten eine Bühne, auf der wir für Südtirol zentrale Themen spielen können, etwa den Önotourismus, die Anerkennung der Lagen oder das 50. Jubiläum von Südtirol DOC. Im Rahmen der Messen haben wir die Chance, mit diesen Themen den gesamten Sektor anzusprechen, etwa auch, indem wir zahlreiche Pressegespräche führen und darin auf den alle zwei Jahre stattfindenden Wine Summit als wichtigstes Incoming-Event hinweisen und Einladungen dazu aussprechen. Mit einem jungen, modernen, positiven Auftritt machen wir zudem Südtirol über Bilder und das Produkt Wein erlebbar, wir stärken das Image und fungieren damit auch als Botschafter für das ganze Land. Ziel der ganzen Anstrengungen ist letztendlich, die Wertschöpfung der Betriebe zu halten und zu sichern.
Das Konsortium Südtirol Wein war in diesem Jahr zum zweiten Mal bei der Wine Paris dabei. Was hat diese Messe, was die anderen beiden, also ProWein und Vinitaly, nicht haben?
Was die Wine Paris auszeichnet, ist einerseits ihr enorm schnelles Wachstum. So hat sie sich in den letzten Jahren einen wichtigen Platz in der Weinwelt erkämpft. Das konnten und wollten wir natürlich nicht ignorieren. Andererseits gibt uns die Wine Paris die Chance, ein anderes, neues Publikum zu erreichen, das weit über Frankreich hinausreicht.
In Frankreich Wein verkaufen zu wollen, klingt wie „Eulen nach Athen tragen“. Wie offen ist der französische Weinmarkt für Italiens bzw. Südtirols Weine?
Wie gesagt: Die Wine Paris ist eine sehr international ausgerichtete Messe, allein heuer war Publikum aus 154 Ländern zu Gast. Hier trifft sich also die ganze Weinwelt. Bei unserem Auftritt in Paris geht es also weniger um den französischen Markt als vielmehr um die Chance, global Kontakte zu knüpfen, ein internationales Fachpublikum anzusprechen und Abnehmerinnen und Abnehmer in der ganzen Welt auf uns und unsere Weine aufmerksam zu machen.
Die Zahl der teilnehmenden Betriebe bei der Wine Paris ist vom letzten ersten Jahr auf heuer stark gestiegen: von 15 auf 24. Weshalb, glauben Sie, war das so? Und wird sich die Zahl weiter steigern lassen?
Der Auftritt im Vorjahr war unsere Premiere, da ist es fast schon logisch, dass die Produzentinnen und Produzenten verhalten reagieren. Allerdings hat sich schon 2024 gezeigt, dass die Wine Paris für uns eine wichtige Plattform ist. Auch deshalb war das Interesse in diesem Jahr schon sehr viel größer. Und auch die Zahlen sprechen für die Wine Paris: Sie hat auch in diesem Jahr wieder mit einem Aussteller- und Besucherrekord geschlossen – mit einem beeindruckenden Plus von 28 Prozent beim Fachpublikum.
Die ProWein ist neben der Vinitaly eine der Traditionsmessen. Welches Publikum erreicht man dort und wie entwickelt sie sich?
Die ProWein in Düsseldorf ist seit Jahren der wichtigste Auftritt von Südtirol Wein auf dem deutschen Markt, der nach dem heimischen und dem italienischen nach wie vor der drittwichtigste Absatzmarkt für unsere Weine ist. Schon allein daraus erkennt man, wie wichtig diese Veranstaltung für uns ist. Die ProWein hat allerdings auch eine Bedeutung, die über den deutschen Markt hinausgeht. So zielen wir mit unserem Auftritt, aber auch unseren Events – dazu gehören Verkostungen, Get-togethers und Veranstaltungen mit Sommeliers – vor allem auf Händler und Multiplikatoren, und zwar sowohl aus Deutschland als auch solche aus dem Rest Europas, vor allem aus Skandinavien, den Benelux-Ländern und Osteuropa. Sie für unsere Produkte, unsere Themen und unser Land zu gewinnen, sie von unserem Weg zu überzeugen, ist das Ziel unseres Auftritts auf der ProWein.
Sie haben es bereits gesagt: Der italienische Markt ist für Südtirol Wein nach dem heimischen der zweitstärkste. Die Vinitaly spricht zudem auch Endverbraucherinnen und -verbraucher an. Worin besteht die Chance bzw. die Herausforderung dieser Messe?
Das Thema ist hier ein ähnliches wie bei der ProWein, nur eben auf den italienischen Markt bezogen: Die Vinitaly ist das wichtigste Schaufenster von Südtirol Wein in Italien, einem unserer zentralen Absatzmärkte, und zudem der Treffpunkt all jener, die sich weltweit für italienische Weine interessieren. Deshalb kommunizieren wir als Südtirol Wein hier die für uns wichtigsten Themen, allen voran die Lagen und das 50-Jährige von DOC Südtirol. Unsere Weinproduzentinnen und -produzenten können ihren Auftritt auf der Vinitaly dagegen nutzen, um mit italienischen und internationalen Abnehmern ins Gespräch zu kommen, die die Messe besuchen, um den Kontakt zu „ihren“ Produzenten aufrechtzuerhalten oder vielleicht auch auf der Suche nach neuen Produzenten sind. Zudem ist die Vinitaly ein Treffpunkt von Fachleuten und Medienschaffenden aus aller Welt und auch die Weinproduzenten untereinander können sich dort gut austauschen.
Und wie viele Südtiroler Kellereien werden in diesem Jahr in Verona mit dabei sein?
Die Vinitaly ist wohl auch wegen der Bedeutung des italienischen Markts die für unsere Produzenten wichtigste Messe. Um auch den kleineren die Chance auf einen professionellen Auftritt mit viel Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit zu bieten, sind wir wie bei allen Leitmessen und jedes Jahr auch heuer auf der Vinitaly wieder mit einem Gemeinschaftsstand präsent, den wir als Konsortium gemeinsam mit IDM Südtirol organisieren. An diesem Stand werden sich nach den letzten Daten nicht weniger als 90 Kellereien vorstellen. Damit ist das Interesse weiter enorm groß.

Messen bringen Menschen zusammen, Netzwerke werden geknüpft: Direktor Eduard Bernhart mit Gabriele Gorelli (r.), dem ersten „Master of Wine“ Italiens.