Klaus Kapauer bei der Eröffnung des ersten Tages beim Obstbauseminar des ALS

Obstbauseminar: rund ums Wasser

Wasser: Mal zu viel, mal zu wenig – gerade die vergangenen Jahre haben den Bäuerinnen und Bauern den Klimawandel eindrücklich vor ­Augen geführt. Ein Schwerpunkt beim diesjährigen Obstbauseminar des Vereins Absolventen Landwirtschaftlicher Schulen (ALS) am Ritten galt demnach der Bewässerung.

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Produktion

Jahresbeginn ist für Südtirols Obstbauern immer Zeit für Weiterbildung. Bereits zum 35. Mal organisierte der Absolventenverein Landwirtschaftlicher Schulen (ALS) das dreitägige Obstbauseminar, welches am ersten Tag mit einem Blick nach Europa begann und am dritten und letzten Tag mit neuen Erkenntnissen über Pflanzengesundheit zu Ende ging. Klaus Kapauer, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Obstbauseminar, lud die 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – Bauern, Verantwortungsträger der Obstwirtschaft und Schülerinnen sowie Schüler – wie gewohnt ins Haus der Familie in Lichtenstern am Ritten.

Bedarfsgerecht, sparsam und effizient
Ein Schwerpunkt galt der hochaktuellen Problematik rund um die Bewässerung. Einen ganzen Vormittag lang beleuchteten namhafte Referenten aus dem In- und Ausland verschiedene neue Studien und Erkenntnisse über bedarfsgerechte, sparsame und effiziente Bewässerung. Wichtig: Obstbäume dürfen, wie andere Pflanzkulturen auch, weder zu wenig noch zu viel Wasser bekommen, um gesund wachsen und gute Ernteerträge liefern zu können. Dabei spielen der Boden und seine Speicherfähigkeit ebenso eine Rolle wie die technischen Anlagen zur Bewässerung – von Überkronberegnung bis Tropfbewässerung – über- oder auch unterirdisch.

Wasserbedarf der Pflanze als Basis
Eine Grundvoraussetzung für eine bedarfsgerechte Bewässerung ist es, den aktuellen Wasserbedarf der Pflanzen zu erkennen. Dazu gibt es in Südtirol im Rahmen der Apfel-Nachhaltigkeitsstrategie „sustainapple“ bereits seit Jahren breit angelegte Tests mit der Messung der Bodenfeuchte, welche in Echtzeit an die Bauern übermittelt wird. Mittlerweile prüft man im Versuchszentrum Laimburg weitergehende Systeme, berichtete der Experte Martin Thalheimer: Unter anderem misst ein Blattsensor, ein so genannter Phylloclip, anhand der Blatttranspiration den Feuchtigkeitsstand in der Pflanze selbst. Er scheint für den Apfelanbau jedoch weniger geeignet zu sein als für andere Kulturen. Vielversprechender könnte ein Stammtensiometer sein – ein Sensor, der in den Baumstamm gesteckt wird und so den Wassergehalt der Pflanze erkennt. Die Technologien werden in Laimburg-Versuchsanlagen Langzeittests unterzogen.

Verschiedene Modelle
Als Pionier im Bereich der Tropfberegnung gilt Israel – aus diesem Land war Referent Rafi Golan angereist: Er berichtete über neue Tropfanlagen, welche sensorgesteuert bedient werden können. Die Tropfberegnung gilt als die wassersparendste Methode, weil die Wassergaben direkt in Pflanzennähe erfolgen, wodurch es zu weniger Verlusten durch Verdunstung kommt. Von weiteren Möglichkeiten, die Verdunstung einzuschränken, berichtete Anna Lena Haug anhand der Erkenntnisse aus einem von ihr betreuten Versuchsprogramm am Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee: Demnach wurden die Baumstreifen mit unterschiedlichen Materialien bedeckt; darunter mit aufspritzbarem Mulchmaterial, Holzhackschnitzel, unterschiedlichen Mischungen aus Kleesaat oder Kleegras-Silage. Auch Bodenzuschlagstoffe in den Pflanzlöchern wurden getestet. Jos de Wilt, Fachmann im Bereich Wassermanagement aus den Niederlanden, sprach über die geänderten Bedürfnisse von Pflanzkulturen in Zeiten steigender Temperaturen. Demnach beginnen Austrieb und Blüte früher und es braucht mehr Frostberegnung als in der Vergangenheit; zugleich steigt die Verdunstung. Umso wichtiger seien die Messungen des Wasserbedarfs, aber auch optimierte Tropfberegnungsanlagen.

EU in der Kritik
Am ersten Seminartag berichtete der Südtiroler EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann vom aktuellen Stand des europäischen Grünen Deals, während Andreas von Tiedemann (Universität Göttingen) die Vorschläge der EU zu neuen Pflanzenschutz-Restriktionen kritisch unter die Lupe nahm: Sie seien wissenschaftlich schwer oder gar nicht begründbar und würden dazu führen, dass die landwirtschaftliche Produktivität auf den bestehenden Flächen zurückgeht. Um den Bedarf an Lebensmitteln zu decken, müssten somit weitere Flächen in Kulturlandschaft umgewandelt werden, womit ein Nettoverlust an Biodiversität einhergehe.  

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