„Es ist ein riesengroßes Geschenk“
Was Freiwillige auf Bergbauernhöfen erwartet und wie sich das Zusammenleben und -arbeiten dort gestaltet, ist nun in einem neuen Imagefilm zu sehen. VFA-Koordinatorin Monika Thaler erklärt im Interview, wie es dazu kam. Und was ihr dieses Filmprojekt bedeutet.
Ulrich Frantz ist TV-Journalist im Ruhestand. Nachdem er einen Freiwilligen Arbeitseinsatz am Bergbauernhof in Südtirol geleistet hatte, wollte er einen Film darüber drehen. Nun ist er da. Vorab wurde er bereits einem ausgewählten Publikum gezeigt, ein Bericht darüber bringt Rai Südtirol am 26. März nach der Tagesschau. Und den Film in voller Länge im Mai. Monika Thaler, Koordinatorin des Vereins, erzählt im Interview die gesamte Entstehungsgeschichte.
Frau Thaler, über den Verein Freiwillige Arbeitseinsätze und die Bergbauernhilfe Südtirol ist ein Film entstanden. Wie ist es dazu gekommen?
Monika Thaler: Zu dem Film kamen wir ganz unverhofft. Angefangen hat es damit, dass Ulrich Frantz, ein bayerischer TV-Journalist in Rente, über uns einen freiwilligen Arbeitseinsatz auf einem Bergbauernhof gemacht hat. Sein Einsatz ist etwas unglücklich verlaufen, deshalb hatte ich in der Zeit telefonisch mehrere Gespräche mit ihm. Er hat den Einsatz dann trotz allem durchgezogen und ist bereichert heimgefahren. Einige Zeit später hat er mich dann angerufen und mir den Vorschlag unterbreitet, einen Film zu drehen: Er meinte, das sei sinnvoll, weil der Verein nicht so bekannt sei, aber doch viel Gutes tue und die Arbeitseinsätze sehr professionell organisiert und auch begleitet. Deshalb wollte er einen Imagefilm drehen, mit dem den Leuten, also potenziellen Freiwilligen, klargemacht werden könne, was so ein freiwilliger Arbeitseinsatz bedeutet, welche Voraussetzungen man dafür mitbringen sollte, wie das Ganze organisiert wird und dergleichen. Ich war zwar gleich ziemlich begeistert, musste ihn aber bremsen, weil ich ja wusste, dass wir kein Budget für so ein Projekt hatten. Er bot uns aber an, weder für sich noch für den Kameramann Honorar zu beanspruchen und uns das Projekt sozusagen „zu schenken“. Nur die Leihe der Geräte und der Schnitt würden zu unseren Lasten fallen. Er erstellte einen Kostenvoranschlag, den ich dem Vorstand vorlegte. Im Hinblick auf die 30-Jahr-Feier des Vereins, die im nächsten Jahr stattfinden wird, und dem Internationalen Jahr der Freiwilligenarbeit, das ebenfalls für 2026 ausgerufen wurde, war auch der Vorstand gleich Feuer und Flamme. Dann ging es also um die Finanzierung. Da wir schon seit Jahren immer wieder von der Aspiag großzügig finanziell unterstützt werden, haben wir uns an sie gewandt und sind auch da gleich auf offene Ohren gestoßen. Damit war der Weg für das Filmprojekt geebnet und wir sind es angegangen.
Waren Sie auch in die Umsetzung involviert?
Nach dem Startschuss gab es zunächst eine ganze Reihe von Gesprächen. Ulrich hatte bereits Vorstellungen für den Film, weil wir aber die Realität kennen, mussten wir einige Dinge durchdiskutieren und klären. Dann galt es für uns, geeignete Höfe für den Dreh auszusuchen und sie gemeinsam mit Ulrich zu besuchen: Das war ihm sehr wichtig, weil er ein Gespür für die Bauersleute entwickeln und schauen wollte, ob er mit ihnen harmonieren kann. Also haben wir im Februar 2024 an zwei Tagen zehn mögliche Höfe besucht, aus denen er dann ein paar ausgewählt hat. Im nächsten Schritt mussten wir abklären, welche Helferinnen/Helfer in welcher Zeitspanne am Hof sind und ob sie auch dazu bereit wären, bei dem Filmprojekt mitzumachen. Zum Schluss mussten wir die Zeiten abstimmen, die Kameramann und Journalist einerseits und die Bauersleute andererseits fürs Filmen zur Verfügung hatten. Das war etwas knifflig, es haben aber alle gut mitgespielt, muss ich sagen: Zwei Helfer sind sogar etwas länger geblieben, damit der Dreh stattfinden konnte ... Der erste Dreh war im Juni/Juli, der zweite Ende August. Damit war unsere Aufgabe erfüllt und es ging an den Schnitt. Das war für uns erleichternd, denn die Organisation war recht komplex: Schließlich mussten die beiden ja auch irgendwo schlafen und auf den Höfen waren ja schon die Freiwilligen. Aber
sie waren unkompliziert und bereit, im Heu oder im Zelt zu übernachten, es sollte halt am Hof sein. Das war ihnen wichtig. Aber zum Schluss hat sich immer eine gute Lösung finden lassen. Für alle Beteiligten wurde es eine sehr positive Erfahrung: Die Filmemacher haben sich mit viel Feingefühl eingebracht, sodass sich die Bauersleute nicht eingeschränkt fühlten. Das war im letzten Jahr mit dem unsicheren Wetter und der allgemeinen Nervosität deswegen nicht selbstverständlich.
Sie haben den Film sicher schon gesehen. Was sagen Sie dazu? Zufrieden?
Es war der Wunsch von Ulrich, dass wir zu ihm nach München kommen und den Film oder, besser gesagt, seinen ersten Filmvorschlag ansehen. Das haben wir dann auch gemacht. Wir hatten keine hohen Erwartungen, konnten uns nicht viel vorstellen. Aber wir wurden äußerst positiv überrascht, sind sehr zufrieden: Der Film ist total kurzweilig, und es wurden genau die Kommentare eingefangen – egal ob von den Freiwilligen oder von den Bauersleuten –, die den Nagel auf den Kopf treffen: Kameramann und Journalist waren imstande, im richtigen Moment genau das Richtige einzufangen. Aus unserer Sicht ist der Film deshalb einfach perfekt.
Ist es ein Imagefilm oder eher ein Werbefilm? Soll er Lust machen auf einen freiwilligen Arbeitseinsatz? Oder Bauern, sich zu melden?
Beides, auf jeden Fall! Er war als Imagefilm angedacht und geboren. Ulrich hat die richtigen Menschen interviewt, ihnen die richtigen Fragen gestellt und genau die Stimmen eingefangen, die den Film perfekt machen: Wenn ihn sich jemand anschaut, weiß sie oder er danach, was sie/ihn bei einem freiwilligen Arbeitseinsatz auf einem Bergbauernhof in Südtirol erwartet bzw. was Bäuerinnen und Bauern erwartet, wenn sie sich bei uns melden und um Freiwillige ansuchen.
Wann und wo wird der Film gezeigt?
Am Mittwoch, dem 26. März, wird auf Rai Südtirol ein Nachbericht über die Premiere des Filmes im Cineplexx Bozen ausgestrahlt, und zwar nach den Nachrichten in der Sendung „Land & Leben“. Die Premiere selbst ist einem ausgewählten Publikum vorbehalten, also Unterstützern, Förderern, Trägerorganisationen und natürlich den Mitwirkenden, also Bäuerinnen, Bauern und Freiwilligen. Und im Mai wird der Film in voller Länge ausgestrahlt, auch auf Rai Südtirol. Der Termin wird noch rechtzeitg mittgeteilt. Es gibt auch Gespräche mit dem Südwestfunk und dem Bayerischen Fernsehen. Wahrscheinlich wird der Film auch dort gezeigt, aber das wissen wir noch nicht genau.
Im nächsten Jahr feiert der Verein einen runden Geburtstag: Wie fügt sich das Filmprojekt in andere Vorhaben zum 30. Geburtstag?
Der Film war für unsere Webseite gedacht und für die Sozialen Medien. Dort wird er uns ab diesem Jahr begleiten, weil wir ihn in Ausschnitten auf unseren Kanälen spielen. Dadurch erhoffen wir uns einen Boom an Anmeldungen, damit im Jubiläumsjahr möglichst viele Freiwillige und möglichst viele neue Freiwillige auf die Höfe vermittelt werden können. Und dann gibt es zum Jubiläumsjahr auch ein neues Buch. Es ist momentan in Ausarbeitung, zum Erntedankfest 2026 wird es der Öffentlichkeit vorgestellt.
Was bedeutet Ihnen das Filmprojekt und der Film selbst?
Das Filmprojekt ist für mich/uns ein riesengroßes Geschenk. Es wurden immer wieder Filme und Reportagen über den Verein Freiwillige Arbeitseinsätze und die Bergbauernhilfe gemacht, aber so einen Film, den wir für unsere Zwecke frei zur Verfügung haben, gab es noch nie. Wir wissen den Aufwand und die Arbeit, die da geleistet wurde, sehr zu schätzen. Und wir wissen auch zu schätzen, dass die Bäuerinnen und Bauern und die Freiwilligen dabei so gut mitgemacht haben. Denn das ist einfach nicht selbstverständlich. Wir sind sehr dankbar dafür.