Das Tierwohllabel kommt
Das Tierwohl soll in Italien zertifiziert werden – mit einem einheitlichen Tierwohllabel mit dem etwas sperrigen Namen SQNBA. Viele Details, die bei der Umsetzung zum Tragen kommen, stehen noch nicht fest. Hier daher ein erster Überblick.
Das Tierwohllabel SQNBA baut auf dem ClassyFarm-System auf und ist vorerst für Förderungen im Rahmen der Ökoregelung nötig. Es zeichnet sich aber ab, dass es künftig auch für die Vermarktung gefordert werden könnte. Dank intensiver Verhandlungen konnten wesentliche Verbesserungen erzielt und die Anbindehaltung gesichert werden. Einige Fragen sind noch offen. Klar ist auch: Die Regelung gilt derzeit für Rinder und Schweine, nicht aber für Schafe und Ziegen. Das Tierwohl rückt zunehmend in den Mittelpunkt der Verbraucher und auch der Politik. Das bedeutet für die heimische Viehwirtschaft mit den kleinstrukturierten, familiengeführten Betrieben zwar einen Mehraufwand für die Zertifizierung, kann aber zukünftig ein großer Vorteil in der Vermarktung sein – denn es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch der Handel das Tierwohllabel fordert. Dass es den Tieren gut geht und gängige Standards eingehalten werden, soll das Tierwohllabel SQNBA (kurz für „Sistema Qualità Nazionale Benessere Animale“) mit der entsprechenden Zertifizierung sicherstellen. Positiv hervorzuheben ist, dass es in Italien nur ein Tierwohllabel gibt und damit die Orientierung vor allem für Verbraucher vereinfacht wird.
Drei Schritte bis zur Zertifizierung
Für die Zertifizierung sind drei Schritte notwendig. Schritt eins sieht die Registrierung für ClassyFarm vor. Diese ist bereits heute Voraussetzung für den Erhalt der Ökoprämien zum Tierwohl (Stufe 1 Antibiotikareduktion sowie Stufe 2 Weide). Der zweite Schritt ist die Eigenkontrolle des Betriebes durch den Hoftierarzt oder den zuständigen Tierarzt anhand der Checkliste ClassyFarm. Falls die Kriterien erfüllt sind und eine grüne Ampel aufscheint, ist der Betrieb zur SQNBA-Zertifizierung zugelassen. Der dritte und letzte Schritt ist die eigentliche Zertifizierung. Eine unabhängige Zertifizierungsstelle überprüft den Betrieb anhand der Checkliste SQNBA, die einige zusätzliche Vorgaben enthält. Werden alle Voraussetzungen erfüllt, ist der Betrieb zertifiziert und damit berechtigt, das Tierwohllabel SQNBA zu verwenden. Für den Erhalt des Beitrages zur Ökoregelung 1 Stufe 2 (Weide) benötigen Betriebe mit mehr als 20 GVE die SQNBA-Zertifizierung. Davon ausgenommen sind Bio-Betriebe. Der Einsatz von Antibiotika spielt für alle Betriebe und für beide Stufen der Ökoregelung eine wichtige Rolle. Der Antibiotikaeinsatz muss entweder unter den vorgegebenen DDD (daily defined dose)-Werten liegen oder aber auf Betriebsebene gegenüber dem Jahr 2022 um zehn Prozent reduziert worden sein.
Südtirol in Arbeitsgruppe vertreten
Die Pflichtenhefte für die Zertifizierung wurden durch die Arbeitsgruppe CTSBA (Comitato Tecnico Scientifico Benessere Animale) ausgearbeitet. In dieser Kommission ist das Land Südtirol mit Christian Plitzner vom Beratungsring Berglandwirtschaft vertreten, der nach dem Ableben des Amtstierarztes Stefan Mittich nachgefolgt ist. In enger Abstimmung mit dem Direktor der Abteilung Landwirtschaft, Martin Pazeller, und in Zusammenarbeit mit dem Sennereiverband Südtirol, dem Landestierärztlichen Dienst und dem Südtiroler Bauernbund konnten in intensiven Verhandlungen in Rom wesentliche Verbesserungen für Südtirol erzielt werden. Christian Plitzner erklärt: „Die größte Herausforderung bestand darin, die Mitglieder der Arbeitsgruppe CTSBA in Rom für die besonderen Gegebenheiten der kleinstrukturierten Berglandwirtschaftsbetriebe in Südtirol zu sensibilisieren.“ Die bedeutendste Errungenschaft sei die Absicherung der Anbindehaltung und wesentliche Erleichterungen für kleine Betriebe.
Genauer Ablauf derzeit noch unklar
Der genaue Ablauf der Zertifizierung ist derzeit noch nicht klar, da die entsprechenden Kontrollpläne erst veröffentlicht werden müssen. Jene Bauern, die die SQNBA-Zertifizierung aufgrund der Beitragssituation benötigen, werden rechtzeitig über die weiteren Schritte informiert.