Zukunftsweisend: das Projekt Wasser-Pilot
Der Wasser-Pilot ist eines der acht Leuchtturm-Projekte des Südtiroler Bauernbundes. Er soll die effiziente und sparsame Wassernutzung in der Landwirtschaft vorantreiben. Erste Schritte sind gemacht, das Ziel ist Südtirol-umspannend.
Um den Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen, haben die Stakeholder der Südtiroler Landwirtschaft – darunter Bauernbund, Sektoren, Land Südtirol, Eurac Research und andere – ein gemeinsames Nachhaltigkeitsprogramm formuliert. Das Programm „Südtirols nachhaltiger Weg“ umfasst sechs Leitsätze, die durch acht Leuchtturm-Projekte umgesetzt werden. Eines dieser Projekte ist der sogenannte Wasser-Pilot, der über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELR) finaziert wurde.
Welches Ziel hat der Wasser-Pilot?
Das Leuchtturm-Projekt Wasser-Pilot soll die sparsame und effiziente Wassernutzung in der gesamten Südtiroler Landwirtschaft vorantreiben. Zu diesem Zweck soll zunächst landesweit eine Erfassung der Ist-Situation stattfinden und es sollen Daten zu den bewässerten Flächen in einer gemeinsamen Datenbank zusammengetragen werden. Gleichzeitig sollen digitale, sensorgesteuerte Systeme zur bedarfsorientierten Bewässerung für Grünland und Ackerbau entwickelt werden. Als finales Ziel des Projektes sollen diese Lösungen in alle Bereiche der Südtiroler Landwirtschaft hinausgetragen werden und die digitalisierte und automatisierte Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen in die breite Umsetzung gebracht werden.
Warum ein Wasser-Pilot?
Während die Landwirtschaft alpenweit einen relativ kleinen Anteil am Wasser-verbrauch ausmacht, so kann sie lokal – besonders in Gebieten intensiver Landwirtschaft – auch stark ins Gewicht fallen. Durch den fortschreitenden Klimawandel ist ein Rückgang der verfügbaren Wassermengen vor allem in den Sommermonaten zu erwarten. Zwischen den Bereichen Landwirtschaft, Energieproduktion und Erhalt der Flussökosysteme könnten deshalb mittelfristig erhebliche Interessenkonflikte entstehen. Gerade für die Landwirtschaft, die auf die Wasserversorgung angewiesen ist, ist daher eine effiziente und sparsame Bewässerung maßgeblich, um die Betriebe für die Zukunft zu rüsten.
Wer ist in das Projekt Wasser-Pilot involviert?
Die Leitung des Projekts Wasser-Pilot liegt beim Südtiroler Bauernbund bei Projektleiterin Marianne Kuntz (Stabsstelle Nachhaltigkeit). Hier laufen alle Fäden des Projekts zusammen. Das Versuchszentrum Laimburg ist mit der Entwicklung praxistauglicher, digitaler Lösungen für die bedarfsorientierte Bewässerung betraut. Der Beratungsring für Berglandwirtschaft BRING trägt seinerseits die Daten zur Beschreibung der Ist-Situation zusammen und beurteilt die Möglichkeiten zur bedarfsorientierten Bewässerung in Ackerbau und Grünland. Drei landwirtschaftliche Betriebe – der Tratterhof in St. Georgen/Bozen, der Oberbichlerhof in Luns/Bruneck und der Winklerhof in Aufhofen/Bruneck – stellen für das Projekt Versuchsflächen zur Verfügung und sind Quellen praktischen Wissens. Die Bauernbund-Weiterbildungsgenossenschaft trägt die gewonnenen Erkenntnisse schließlich nach draußen, erstellt ein Weiterbildungskonzept zur bedarfsorientierten Bewässerung und organisiert Veranstaltungen, bei denen die Projektergebnisse an Bäuerinnen und Bauern weitergegeben werden. Darüber hinaus ist Gottfried Niedermair, Geschäftsführer des Bonifizierungskonsortiums Vinschgau, in beratender Funktion in das Projekt involviert.
Welche Schritte wurden im Projekt Wasser-Pilot bisher getan?
Das Projekt wurde im August 2023 beim Land eingereicht. Die Genehmigung folgte im April 2024 mit einer Laufzeit bis Oktober 2026. Der Beratungsring für Berglandwirtschaft ist aktuell dabei, einen Erhebungsbogen auszuarbeiten. Er soll noch diesen Winter fertiggestellt und an die Betriebe verteilt werden. Daraus soll zusammen mit anderen Daten eine georeferenzierte Datenbank entstehen. Das Versuchszentrum Laimburg hat unterdessen bereits die ersten Geräte angekauft und beginnt mit der Entwicklung der digitalen Bewässerungssysteme. Anfang November steht das nächste Treffen der operationellen Gruppe an, bei dem die Zwischenergebnisse vorgestellt werden.
Was ist das langfristige Ziel?
Noch weitreichender angelegt als der Wasser-Pilot soll das Projektvorhaben „landesweiter Bewässerungsplan“ werden, das der Bauernbund im Frühjahr 2025 in Angriff nimmt. Ziel ist ein umfassendes und fächerübergreifendes Hilfswerkzeug zur Absicherung der Landwirtschaft in Südtirol. Die geplanten Maßnahmen umfassen das Erstellen eines dynamischen GIS-Systems mit Kartenmaterial und Datenbanken, die Anfertigung einer Stärken-Schwächen-Analyse der Ist-Situation sowie das Aufzeigen von Handlungsfeldern mit Chancen und Risiken. Alle betroffenen Landesämter werden eingebunden. Dieses Vorhaben erfreut sich nicht nur finanziell der Unterstützung der Politik. „Der landesweite Bewässerungsplan wird ein wichtiges Instrument für das Management der kostbaren Ressource Wasser darstellen“, erklärt Landesrat Luis Walcher. „Er soll uns ein Werkzeug zur Hand geben, um mögliche Interessenkonflikte in Folge zunehmender Wasserknappheit bestmöglich aufzulösen.“