Obstbautagung 2025: neues Konzept
Am 9. Jänner findet die traditionelle Obstbautagung statt. Diesmal aber nicht in Meran, sondern in Bozen und mit neuem Konzept. Wie es dazu kam und was sich der Absolventenverein Landwirtschaftlicher Schulen davon erwartet, erklärt Obmann Stefan Pircher in einem Gespräch.
Die erste Obstbautagung fand im Hotel Post in Bozen statt. Das war im fernen Jahr 1953. Dann wurde sie elf Jahre lang in Leifers abgehalten, bis sie im Jahr 1965 in den Kursaal von Meran übersiedelte. Mit nächstem Jahr (2025) wird für die Haupttagung der Südtiroler Obstwirtschaft ein neues Kapitel aufgeschlagen: Um sie besser und für alle Südtiroler Obstbäuerinnen und Obstbauern leichter erreichbar zu machen, hat der Absolventenverein Landwirtschaftlicher Schulen (A.L.S) die Veranstaltung nun wieder zurück nach Bozen gebracht. Sie wird diesmal in der Messe Bozen stattfinden – mit Kurzvorträgen und einer großen Podiumsdiskussion am Nachmittag und einem abendlichen Aperitif. Das Programm der Tagung und Hinweise zur Anmeldung gibt es auf Seite 42. A.L.S-Obmann Stefan Pircher beschreibt das neue Konzept.
Südtiroler Landwirt: Herr Pircher, die Obstbautagung 2025 findet am 9. Jänner statt. Allerdings nicht in Meran, sondern in der Messe Bozen. Und nur am Nachmittag von 14 bis 18 Uhr. Auch das Format ist ein ganz neues. Wieso hat man sich beim Absolventenverein Landwirtschaftlicher Schulen (A.L.S) zu diesem Schritt entschieden?
Stefan Pircher: Vorweg sei gesagt, dass uns der Schritt nicht leichtgefallen ist: Der Kursaal Meran ist ein würdiger und idealer Austragungsort für die Obstbautagung. Schließlich wurde sie seit dem Jahr 1965 dort ausgetragen. Für eine Veränderung sprach aber, dass die Messe Bozen logistisch sehr geschickt liegt: sehr zentral für einen Großteil der Obstbäuerinnen und -bauern, mit ausreichend Parkmöglichkeiten und auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln perfekt erreichbar. Mit dem Ortswechsel haben wir uns auch für ein neues Format entschieden: Es hat sich herausgestellt, dass eine ganztägige Veranstaltung mit vielen Fachvorträgen nicht mehr in die heutige Zeit passt und vor allem von der jüngeren Generation nicht mehr so gut angenommen wird. Deshalb wollten wir für die 72. Ausgabe der Obstbautagung das Konzept überdenken und entsprechend anpassen: Die Obstbautagung beginnt nun um 14 Uhr mit der üblichen Begrüßung und Einführung, anschließend gibt es Kurzvorträge von lokalen Experten aus den Bereichen Forschung, Produktion, Beratung und Vermarktung und zum Schluss eine Podiumsdiskussion aller Referenten mit Beteiligung des Publikums.
Was verspricht man sich von diesem neuen Konzept für die Obstbautagung?
Zum einen wollen wir mit dem neuen Ort und Konzept verstärkt auch jüngere Teilnehmerinnen und Teilnehmer ansprechen und durch die Verlegung in den Nachmittag reizvoller werden: Es sollen wieder mehr das Zusammenkommen und die Diskussion im Vordergrund der Veranstaltung stehen. Schließlich ist die Obstbautagung die einzige Tagung, die wirklich alle Obstbäuerinnen und -bauern Südtirols anspricht. Am Abend soll ein gesellschaftlicher Teil noch mehr Gelegenheit zu Diskussion und Austausch untereinander bieten: Mit einer Verkostung von Apfelsaft und Apfelsekt von VOG Products. Das Ziel ist also eine leichter zugängliche Veranstaltung, in der es weniger frontale Information und stattdessen mehr Diskussion und Beteiligung des Publikums gibt.
Wird es künftig bei diesem neuen Format bleiben?
Prinzipiell wird das Konzept in etwa so bleiben. In diesem Jahr haben wir ja ausschließlich Südtiroler Referenten, was aber dem Thema geschuldet ist. Ein andermal werden sicher wieder Referentinnen oder Referenten aus dem Ausland zur Obstbautagung eingeladen werden. Was den Ort angeht, sind wir noch am Abwägen: Der Saal Ortler in der Messe Bozen fasst rund 500 Menschen. Das sind 200 bis 300 weniger, als der Kursaal zu fassen vermag. Deshalb ist zu schauen, ob die Plätze für dieses neue Format ausreichen. Oder ob der Weg für manche Vinschger Bäuerinnen und Bauern doch zu lang ist. Es könnte aber auch sein, dass man künftig beim Ort alterniert und zwischen Meran und Bozen als Austragungsort wechselt. Wie gesagt, wir möchten zunächst schauen, wie das neue Format der Tagung im Jänner angenommen wird und wie das Feedback ist, und dann schauen wir weiter bzw. planen wir für die Zukunft.
Das Thema der Obstbautagung 2025 lautet: „Chancen und Risiken einer ganzjährigen Apfelvermarktung“. Wieso hat man dieses Thema gewählt?
Mit der Obstbautagung versuchen wir als Absolventenverein Landwirtschaftlicher Schulen immer, die Themen auf den Tisch zu bringen, die den Obstbäuerinnen und -bauern im Land am meisten unter den Nägeln brennen. Und derzeit geht es genau darum: Wie können unsere landwirtschaftlichen Betriebe langfristig erfolgreich bleiben und für die Märkte draußen die Äpfel in der Qualität produzieren, die gefragt wird. Wir sind überzeugt, das geht nur im Zusammenspiel zwischen Produzenten, Forschung, Beratung und Vermarktung: Vom Sortenspiegel über Anbautechnik und Pflanzenschutz bis hin zum richtigen Erntezeitpunkt und zur Lagerung muss alles ineinandergreifen, damit sich der gesamte Sektor in die richtige Richtung bewegen kann. Und zum Schluss muss diese gemeinsame Anstrengung in den Taschen der Bäuerinnen und Bauern auch monetär Früchte tragen und das Einkommen ihrer Höfe langfristig sichern.
Zunächst wird über kurze Referate in das Thema eingeführt. Anschließend gibt es eine moderierte Podiumsdiskussion mit allen Referenten. Was erwarten Sie sich von dieser Diskussion?
Es soll eben nicht nur eine Podiumsdiskussion werden, sondern eine Diskussion, an der sich auch das Publikum beteiligt: Denn sie dient dazu, dass Bäuerinnen und Bauern mit den Experten aus Forschung, Beratung und Vermarktung Fragen klären und ihren Erwartungen, Bedenken und Sorgen Ausdruck verleihen können. Denn nur im Zusammenspiel aller Beteiligten können die Chancen unseres genossenschaftlichen Systems und dieses komplexen Systems Südtiroler Obstwirtschaft ausgeschöpft und gleichzeitig die Herausforderungen und Risiken frühzeitig erkannt werden. Deshalb braucht es diesen Austausch auf Augenhöhe.
Im Anschluss an die Veranstaltung wird zu einem Umtrunk geladen. Eine Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und zu obstbaulichen und anderen Themen zu diskutieren. Wieso legen Sie so großen Wert auf diesen gesellschaftlichen Teil?
Weil die Obstbautagung als größte Südtiroler Fachtagung im Apfelbereich den Bäuerinnen und Bauern immer schon nicht nur fachliche Informationen geboten hat, sondern auch gesellschaftlich eine große Rolle spielte und weiterhin spielen soll. Bei der ganztägigen Veranstaltung bekam das Gesellschaftliche in der Kaffee- und in der Mittagspause Raum. In dem neuen Format gibt es am Abend ein lockeres Beisammensein mit Verkostung von Apfelsaft- und -sekt von VOG Products.
Gilt der Besuch der Obstbautagung nach wie vor als Weiterbildung?
Ja, die Tagung gilt wieder als Weiterbildung im Umfang von vier Stunden. Sie ist sehr informativ, auch wenn diesmal nicht ganz spezifische Themen in Anbau und Vermarktung besprochen werden. Dafür wird aber ein 360°-Rundumblick geboten. Wir werden diesmal auch mit Anmeldung arbeiten, das ist auf unserer Webseite möglich. So können wir besser planen. Und der Besuch der Veranstaltung wird dann auch digital erfasst. Aber man kann sich natürlich auch erst vor Ort anmelden und registrieren lassen, den Nachweis bekommen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer.