Die Abgeordneten Franz Locher, Sepp Noggler, Meinhard Durnwalder und Herbert Dorfmann, Landesrat Luis Walcher, Landesbäuerin Antonia Egger Mair und Landesobmann Daniel Gasser stellten sich den Fragen der Ortsobleute und der Bezirksfunktionäre.

„Wichtig, gut in den Gemeinden vertreten zu sein“

Einige herausfordernde Themen kamen heute auf der 44. Klausurtagung des Südtiroler Bauernbundes (SBB) in Terlan zur Sprache. Neben den Gemeindewahlen standen das Großraubwild, der Verkauf von Höfen an Nicht-Landwirte, Vorschläge der EU und das bäuerliche Eigentum im Mittelpunkt.

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SBB Politik

Auch im letzten Jahr ist es dem Südtiroler Bauernbund gelungen, die Rahmenbedingungen für die Bäuerinnen und Bauern weiter zu verbessern. Das ist nicht nur ein Verdienst des SBB, sondern auch der verantwortlichen Politikerinnen und Politikern auf EU-, römischer und Landesebene und nur dank guter Netzwerke möglich, unterstrich der Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser. „In der abgelaufenen Amtsperiode sind einige kritische Vorschläge, wie die EU-Entwaldungsverordnung, das Naturwiederherstellungsgesetz oder eine drastische Reduzierung der Pflanzenschutzmittel, in Brüssel diskutiert worden. Wären die sehr ideologischen und wenig praktikablen Vorschläge so gekommen wie geplant, hätten sie die Betriebe vor großen Schwierigkeiten gestellt. Auch wir sind für Klima- und Umweltschutz und sehen uns als Teil der Lösung, die Maßnahmen müssen aber umsetzbar sein, die Betriebe nicht über Maß belasten und die Bäuerinnen und Bauern mit einbinden.“

Einen Schritt in die richtige Richtung wurde im letzten Jahr mit der Absenkung des Schutzstatus beim Wolf gegangen. „Nun müssen weitere Schritte folgen und die FFH-Richtlinie angepasst werden. Ziel muss weiterhin ein effizientes Wolfsmanagement sein. Erst letzte Woche haben wir bei einem Treffen mit der staatlichen Umweltbehörde ISPRA unsere Forderung nochmals unterstrichen“, so Gasser.
Ein großes Ziel des SBB heuer ist ein gutes Abschneiden bei der Gemeindewahl im Mai. In den nächsten Jahren stehen wichtige, herausfordernde Weichenstellungen an, wie das Gemeindeentwicklungsprogramm, das die Entwicklung der Gemeinde wesentlich mitbestimmt. Aber auch viele andere Entscheidungen der Gemeindeverwaltung betreffen die Landwirtschaft direkt oder indirekt, wie der Schutz von Grund und Boden, die Freizeitnutzung auf bäuerlichem Grund, die Schülertransporte, die Versorgung mit Breitbandinternet, die Instandhaltung des ländlichen Wegenetzes und die Verwendung lokaler Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung. „Daher ist es wichtig, dass die Bäuerinnen und Bauern gut vertreten sind. Wir werden aber nur dann ein gutes Ergebnis erzielen, wenn wir zusammenhalten und geschlossen die bäuerlichen Kandidatinnen und Kandidaten wählen.“

Spannend wurde es in der anschließenden Diskussion mit den Ortsobleuten und Funktionären. Kritik gab es an Natura 2000. Den Gemeinden sei zu wenig Zeit für die Stellungnahme gegeben worden, kritisierten mehrere Ortsobleute. Insgesamt brauche es mehr Respekt vor wirtschaftlichem Eigentum. Zudem müssten die Grundeigentümer von Anfang an in die Diskussion eingebunden werden, wenn es um ihre Grundstücke geht, hieß es mehrmals. Kein Verständnis gab es dafür, dass der Entwurf des Ehrenamtsgesetz z. B. die Südtiroler Bauernjugend ausschließt.

Ein sehr gefühltes Thema war der Ausverkauf der Höfe. Nur ein kleiner Teil der geschlossenen Höfe, die in den letzten Jahren verkauft wurden, haben Bäuerinnen und Bauern erworben und bewirtschaften ihn weiter. Bei den restlichen Höfen ist die Weiterbewirtschaftung mehr als fraglich. Zukünftig soll nur mehr einen Hof kaufen dürfen, der ihn auch bewohnt und bewirtschaftet. Kritik gab es an der mangelnden Transparenz beim Ausbau der Bahnlinie Bozen-Meran. Großes Potential hat die Agri-Photovoltaik über Obstbäumen. Sie müsse aber klar geregelt werden, damit garantiert sei, dass die Flächen weiter bewirtschaftet werden und die Agri-Photovoltaik in bäuerlicher Hand bleibe. Noch seien einige Fragen hinsichtlich Rentabilität und Systemen offen, die zu klären sind.

Mehrmals wurde auch das leistbare Wohnen angesprochen. Die Ortsobleute forderten die verstärkte Nutzung von Leerständen, damit wertvoller Kulturgrund nicht verbaut werde. Ein Thema, das in mehreren Wortmeldungen zur Sprache kam, war die Bürokratie, die immer komplexer werde. Mehr Geld wurde für die Instandhaltung des ländlichen Wegenetzes gefordert. Und beim Landeshaushalt will man zukünftig etwas lauter sein, denn obwohl die insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel gestiegen sind, sind die Gelder für die Landwirtschaft trotz Inflation gleichgeblieben.
Landesobmann Daniel Gasser dankte den politischen Vertretern Herbert Dorfmann, Meinhard Durnwalder und Manfred Schullian, Luis Walcher sowie Franz Locher und Sepp Noggler für die gute Zusammenarbeit.

Michael Deltedesco

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