„Müssen klare Grenzen aufzeigen“
Wenn es um die Verwirklichung von Großprojekten und den Umgang mit bäuerlichem Eigentum geht, müssen Bäuerinnen und Bauern ihren Standpunkt mit noch mehr Nachdruck vertreten. Das wurde beim Bauern- und Bäuerinnentag des Bezirks Burggrafenamt in Marling klar.
Zur Versammlung in der Kellerei Meran Burggräfler hatten der Burggräfler Bauernbund-Bezirksobmann Hannes Dosser und Bezirksbäuerin Heidi Innerhofer geladen. Während Innerhofer die umfangreiche Tätigkeit der Bäuerinnenorganisation auf Bezirks- und Landesebene vorstellte, blickte Dosser auf das zu Ende gehende Landwirtschaftsjahr zurück: „Es war für uns alle ein sehr herausforderndes Jahr. Erst hatten wir einen trockenen Winter, dann das ganze Jahr über viel Regen. Im Sommer war es dann fast schon wieder zu trocken.“ Alle Sektoren der Burggräfler Landwirtschaft hätten das Jahr dennoch gut gemeistert, und dank einer guten Beratung und mit viel Fleiß sowie Leidenschaft die Ernte zufriedenstellend eingebracht. „Jetzt hoffen wir, dass die Vermarktung unserer Produkte gut läuft, damit sich unsere Mühen gelohnt haben“, fasste Dosser zusammen. Bei der Planung der neuen Bahntrasse Meran-Bozen habe sich das Gesprächsklima mit den Verantwortlichen der STA gebessert: „Sie haben verstanden, dass wir Grundeigentümer einzubinden und ernst zu nehmen sind. Wir sind aber noch nicht am Ziel“, erklärte Dosser.
Gerade angesichts solcher Umstände sei es umso wichtiger, bei den Gemeinderatswahlen mit einem guten Team innerhalb der bäuerlichen Organisationen anzutreten und die entsprechenden Kandidatinnen und Kandidaten auch geschlossen zu wählen. „In den nächsten Jahren kommt auf Gemeindeebene einiges auf uns zu. Wir haben im Bezirk zurzeit 122 bäuerliche Gemeinderäte, zahlreiche Referenten und einige Bürgermeister. Diese starke Vertretung brauchen wir auch in Zukunft!“, schwor Dosser die Bäuerinnen und Bauern ein. In dieselbe Kerbe schlug Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner in seinem Vortrag: „Wir müssen als Gesellschaft, vor allem aber als bäuerliche Familie, die Gemeinschaft wieder mehr in den Mittelpunkt rücken. Die Gemeinden sind die Keimzelle der Interessensvertretung. Ob sie auf Ortsebene funktioniert, liegt vor allem an den bäuerlichen Vertretern vor Ort, also an euch!“, betonte Rinner.
Auch Rinner bemängelte die zahlreichen, oft realitätsfernen Forderungen, die an die Landwirtschaft gestellt werden, wie bei den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz: „Wir leisten unseren Beitrag und bringen außerdem konstruktive und gute Vorschläge ein. Wir sind aber nicht bereit, das zu kompensieren, was andere Bereiche anrichten. Hier müssen wir noch klarer als bisher Grenzen aufzeigen. Das Thema Nachhaltigkeit muss man immer unter allen drei Gesichtspunkten sehen – nicht nur unter dem ökologischen, sondern auch unter dem ökonomischen und dem sozialen Aspekt“, unterstrich Rinner. Immer wieder komme es vor, dass Projekte geplant oder bestehende Gesetze geändert werden, ohne vorher mit den direkt Betroffenen zu sprechen - den Bäuerinnen und Bauern, denen der betroffene Grund und Boden gehört.
Landwirtschafts-Landesrat Luis Walcher unterstrich, dass die Landesregierung in Zukunft vermehrt jene Betriebe unterstützen wolle, auf denen die bäuerliche Familie selbst arbeite und investieren wolle. „Bei Investitionen ist es wichtig, diese mit der nachkommenden Generation abzustimmen“, betonte Walcher. Steigen sollen die Fördergelder für die Maschinenförderung und für das ländliche Wegenetz, im Bereich Agri-Photovoltaik soll eine Testanlage am Versuchszentrum Laimburg entstehen. Beim Großraubwild gehe der Kampf gegen die Gerichte weiter, Land und Südtiroler Bauernbund hätten auch in diesem Jahr ihr Möglichstes getan. Feierlicher Höhepunkt des Bauern- und Bäuerinnentages in Marling war die Verleihung von drei Erbhofurkunden und die Ehrung mehrerer langjähriger Funktionäre. Die Auszeichnung als Erbhof setzt voraus, dass ein Hof über 200 Jahre in direkter Erbfolge von einer Familie bewirtschaftet wird.