Die Familie Anna Elisabeth Schwarz vom Kuglerhof in Mölten erhielt bei der -Jahresversammlung des Bauernbund-Bezirks Bozen in Nals die Erbhofurkunde.

„Mit dem vergangenen Jahr zufrieden“

Eine Fülle von Themen kam bei der Bauernbund-Bezirksversammlung Bozen zur Sprache. Trotz einiger Herausforderungen im vergangenen Jahr war die Stimmung positiv. Gewünscht wurden aber günstige ­Rahmenbedingungen, mehr Wertschätzung und weniger Bürokratie für die Bauern.

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SBB

Bei der Jahresversammlung des Bauernbund-Bezirks Bozen in Nals blickte Obmann Oswald Karbon auf ein schwieriges Jahr zurück. „Besonders die vielen Niederschläge haben Probleme bereitet. Am Ende können wir mit der Ernte aber zufrieden sein.“ Erfreulich sei gewesen, dass die Preise für Milch und Vieh und letzthin auch für Holz gestiegen sind. Karbon hofft, dass sie gehalten werden können. Auch mit den Erlösen für Obst und Wein könne man zufrieden sein. Leider sind die Produktionskosten nach wie vor hoch. Ein sehr gutes Jahr gab es bei Urlaub auf dem Bauernhof. Was sich Karbon und wohl die allermeisten Anwesenden wünschten, ist mehr Wertschätzung für die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern: „Leider wird zu oft vergessen, dass wir hochwertige Lebensmittel produzieren und die einmalige Kulturlandschaft pflegen.“

Von Bahntrasse bis Natura 2000
Viele Themen gab es 2024 auf verbandspolitischer Ebene. So hat sich der Bezirksbauernrat intensiv mit der neuen Bahntrasse von Bozen nach Meran beschäftigt. Karbon kritisierte die mangelnde Transparenz und die fehlenden bzw. unvollständigen Informationen; man werde am Thema dranbleiben. Ein Dauerthema ist die Ausweisung von Mountainbikerouten. „Sie darf keinesfalls ohne Einverständnis der Grundeigentümer erfolgen“, unterstrich Karbon. Ein leider aktuelles Thema ist der Verkauf von Bauernhöfen an Nicht-Landwirte. Karbon hofft, dass die geplante Gesetzesänderung den Ausverkauf stoppen kann. Agriphotovoltaik sollte in begrenztem Ausmaß und auf klar definierten Flächen möglich sein. Ein großes Ärgernis sei die Bürokratie, die nicht weiter zunehmen darf. Einige kleinere Fortschritte hat es beim Wolfsmanagement gegeben, wenn auch sehr zögerlich. Die Bäuerinnen und Bauern erwarten sich rasche Lösungen. Ein Riesenthema sind nach wie vor der Landschaftsschutz und Natura 2000. Es müsse sichergestellt werden, dass die Landwirtschaft auch noch in Zukunft gut arbeiten könne. Zum Abschluss appellierte Karbon, sich in die Diskussion über das Gemeindeentwicklungsprogramm einzubringen. Daher sei eine gute bäuerliche Vertretung im kommenden Gemeinderat wichtig. Die Gemeinderatswahl war das Stichwort für Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner. Da die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft schwieriger werden, sei eine gute Interessenvertretung nötig. Zudem betreffen fast alle Entscheidungen auf Gemeindeebene die Landwirtschaft direkt oder indirekt. Daher appellierte Rinner, sich der Wahl am 4. Mai zu stellen. „Aktuell gibt es fast 500 bäuerliche Gemeinderäte, diese Zahl sollten wir zumindest halten. Das ist aber nur möglich, wenn wir weiterhin zusammenhalten.“ 
Landesrat Luis Walcher ging auf einige Schwerpunkte seiner Politik ein, wie die Stärkung von Dorfgasthäusern und -geschäften, denn ein attraktiver ländlicher Raum sei für die Landwirtschaft existenziell und verhindere Abwanderung. Ein weiteres wichtiges Anliegen für Walcher ist das ländliche Wegenetz, bei dem aufgrund des Alters vieler Straßen Eingriffe notwendig sind. Der Schwerpunkt liegt auf 43 Gemeinden, aber auch andere sollen künftig mehr finanzielle Mittel dafür erhalten. Ebenfalls ein bedeutendes Thema ist die finanzielle Förderung technischer Neuerungen wie Melkrobotern. Es sei wichtig, dass junge Menschen an die Berglandwirtschaft glauben und sie darin unterstützt werden. „Letztes Jahr ist es gelungen, nach Jahren erstmals den Rückgang der Milchmenge zu stoppen.“  Stärken will der Landesrat weiters die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus. Beim Wolfsmanagement seien die Fortschritte zu begrüßen, insgesamt gehe es aber zu langsam.

Erbhofurkunde und Ehrungen
Feierlicher Höhepunkt der Bezirksversammlung war die Verleihung der Erbhofurkunde an Familie Anna Elisabeth Schwarz vom Kuglerhof in Mölten. Der Kuglerhof wurde erstmals um 1450 urkundlich erwähnt und ist seit 1818 in Familienbesitz. Die elf Hektar Wiesen und 18 Hektar Wald werden von der Familie selbst bewirtschaftet. Der Hof wurde vor Kurzem mustergültig saniert. Neben der Erbhofurkunde wurde das Ehrenzeichen in Silber des Südtiroler Bauernbundes an sechs verdiente Funktionäre verliehen: Erwin Egger aus Mölten, Oswald Fink vom Ritten, Josef Gall aus Welschnofen, Josef Leonhard Murr aus Pens, Robert Sinn aus Kaltern und Luis Walcher aus Bozen waren mindestens 15 Jahre als Ortsobmänner oder im Bezirksbauernrat aktiv. Grußworte sprachen Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser, der die Gemeinderatswahl und die Tierhalterausbildung sowie -zertifizierung ansprach. Der Landtagsabgeordnete Franz Locher thematisierte die Waldwirtschaft und den Landeshaushalt.  

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