In Afing/Jenesien baut der Bauer Stefan Oberkofler Sojabohnen an, aus denen heimischer Tofu hergestellt wird.

Leguminosen-Pioniere in Südtirol

Im Rahmen des Projekts INNOLeguminosen wird der Anbau von Hülsenfrüchten in Südtirol gezielt gefördert. Mit dabei sind auch vier Betriebe, darunter der Bergbiohof Ausserbrunner in Afing und der Auslugerhof in St. Lorenzen. In diesem Beitrag werden sie kurz vorgestellt.

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Innovationen Produktion

Seit 2012 bewirtschaftet Stefan Oberkofler mit großem Engagement den Biobergbauernhof Ausserbrunner. Was einst mit dem Anbau von Marillen und Kräutern begann, entwickelte sich rasch zu einem vielfältigen Betrieb, der heute eine breite Palette landwirtschaftlicher Produkte anbietet. Schon nach kurzer Zeit erweiterte Stefan das Sortiment um Getreide und Gemüse. 2018 übernahm er schließlich die volle Verantwortung für den Hof. Der Betrieb umfasst etwa 50 Hektar Wald, der vorwiegend im Winter bewirtschaftet wird. Dazu kommen Weideflächen für Kühe und Rinder. Die Obst- und Gemüse-Anbauflächen erstrecken sich über mehrere Tausend Quadratmeter und umfassen Apfel-, Birnen- und Pfirsichbäume sowie Kartoffeln, Erdbeeren, Kürbis, Topinambur und viele weitere Gemüsekulturen. Auch Hülsenfrüchte baut Stefan Oberkofler am Ausserbrunner an. Deshalb ist er einer der Betriebe, die beim Projekt INNOLeguminosen mitmachen. Im Rahmen des Projekts wird der Anbau von Hülsenfrüchten in Südtirol gezielt gefördert, um die Entwicklung innovativer Produkte voranzutreiben. Dieses Projekt ist ein gemeinsames Vorhaben der Bauernbund-Abteilung Innovation & Energie und dem Beratungsring für Berglandwirtschaft BRING, dem  Management Center Innsbruck, dem Versuchszentrum Laimburg sowie vier engagierten landwirtschaftlichen Betrieben.

Der Vielseitige: Stefan Oberkofler
So vielseitig wie seine Anbauprodukte sind auch Stefans Vermarktungswege. Im Getreideanbau konzentriert er sich auf Roggen, Dinkel und Weizen, die er entweder selbst vermarktet oder über die Initiative Regiokorn. Frisches Obst und Gemüse verkauft er direkt an Endkunden, unter anderem über individuell zusammengestellte Abholkisten. Ein weiteres Erfolgsprodukt sind Kartoffeln, welche er an den Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Topinamur und essbare Blüten, wie Speisechrysanthemen, Kornblumen, Ringelblumen und Speisetagetes, vertreibt Stefan über den Großhandel. Ein besonderes Highlight des Hofes ist das Sojafeld, auf dem Stefan derzeit die Sorte Aurelina anbaut. Die diesjährige Wetterlage stellte jedoch eine Herausforderung dar, da sie die Unkrautbekämpfung erschwerte. Der richtige Erntezeitpunkt, der sich nach dem Feuchtegehalt der Sojabohnen richtet, ist entscheidend für die Qualität und Menge der Ernte. In trockenen, warmen Jahren fällt die Erntemenge deutlich höher aus als in nassen, kühleren Jahren.
Die Sojabohnen verkauft Stefan Oberkofler an die Biokette GianniBio, die daraus Tofu herstellt. Aus einem Kilogramm Soja werden etwa zwei Kilogramm Tofu produziert. Mit seinem Betrieb ist Stefan ein Vorzeige­modell dafür, wie der Hülsenfrüchteanbau in Südtirol erfolgreich umgesetzt werden kann.

Der Tüftler: Joachim Knapp
Joachim Knapp bewirtschaftet seit vielen Jahren den Auslugerhof in St. Lorenzen und hat den Betrieb von einem klassischen Milchviehbetrieb zu einem vielseitigen Landwirtschaftsbetrieb weiterentwickelt. Heute hält der Auslugerhof etwa 3500 Hühner, die bei voller Auslastung täglich bis zu 3000 Eier legen. Die Eier werden hauptsächlich an Gastronomiebetriebe und Einzelhändler geliefert. Zusätzlich betreibt Joachim Knapp Mutterkuhhaltung mit Grauvieh, wobei die Kälber nach etwa eineinhalb Jahren geschlachtet werden. Der Hof hat sich außerdem auf den Anbau von Kartoffeln sowie Roggen und Dinkel ­spezialisiert. Diese Rohstoffe werden zu Nudeln und Mehl verarbeitet. Einmal wöchentlich wird sogar im hofeigenen Bauernofen noch Brot gebacken. Das Angebot wird durch die Haltung von 15 Schweinen ergänzt, die sich etwa zehn Monate im Jahr im Freilauf bewegen können. Ein weiterer Bereich des Auslugerhofes ist der Gemüseanbau. Joachim Knapp, ein gelernter Koch, produziert nicht nur frisches Gemüse, sondern stellt auch eingelegtes Gemüse und Soßen her, dafür hat er sich einen Autoklav angeschafft. Die Produkte des Auslugerhofs finden ihre Abnehmer über den Hofladen mit eigens eingerichteten Automaten.
Besonders hervorzuheben ist Joachims Engagement im Bereich der Hülsenfrüchte. Seit einiger Zeit experimentiert er mit dem Anbau und plant, diese künftig zu Nudeln weiterzuverarbeiten. Der Auslugerhof und der Ausserbrunnerhof zeigen, wie traditionelle Landwirtschaft mit modernen Methoden kombiniert werden kann und welche Chancen der Hülsenfrüchteanbau in Südtirol bietet. Deshalb waren sie Ziel einer Lehrfahrt der Projektgruppe INNOLeguminosen. Auch am landwirtschaftlichen Betrieb der Fachschule Dietenheim erkundigte sich die Gruppe über den Anbau von Hülsenfrüchten.

Bäuerinnen und Bauern, die Interesse am Projekt INNOLeguminosen haben, sind auf­gerufen, Kontakt mit der Abteilung Innovation & Energie des Bauernbundes aufzunehmen. Sie ist unter Tel. 0471 999363 oder per E-Mail an innovation-energie@sbb.it erreichbar. Weitere Informationen und Auskünfte werden dort bereitgestellt.

Lukas Luggin

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