Wie man mit angepasster Fütterung zu mehr Tiergesundheit beitragen kann, war unter anderem Thema der „Puschtra Viehwirtschaftstagung“.

Kuhsignale richtig deuten lernen

Um Tiergesundheit und eine angepasste Fütterung ging es bei der diesjährigen zweiten „Puschtra ­Viehwirtschaftstagung“. Die Referenten unterstrichen auch die Wichtigkeit, Kuhsignale zu erkennen, zu ­verstehen und entsprechend zu handeln.

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Produktion

Rinder lassen durch ihr Verhalten erkennen, wie artgerecht die Haltung ist und welche Stellschrauben Bäuerinnen und Bauern stellen können, um die Haltung zu optimieren. „Damit können Schwierigkeiten und Problematiken umgangen werden“, erklärte Eva Zeiler von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf bei der zweiten „Puschtra Viehwirtschaftstagung“. Zeiler war die Hauptreferentin der Tagung, die am 25. Oktober an der Fachschule Dietenheim stattfand und vom Beratungsring Berglandwirtschaft BRING veranstaltet wurde. Zeiler thematisierte in ihrem Vortrag grundlegende Punkte der Rinderhaltung und ging im Besonderen auf die Signale der Tiere ein. Beispielsweise könne die Art des Liegens den Tierhaltern einen Hinweis auf das Platzangebot und das soziale Gefüge, also die Beziehungen der Kühe untereinander, geben. „Auch der Stallaufbau und die Klimaführung im Stall können Rinder beeinflussen“, erklärte die Professorin aus Weihenstephan-Triesdorf. Um den Tieren eine angenehme Umgebung zu bieten, gelte es, Kuhsignale zu erkennen und die Haltungsbedingungen entsprechend anzupassen. Durch einfache Maßnahmen könne schlussendlich auch die Tiergesundheit verbessert werden.

Angepasste Fütterung
Aufbauend auf den ersten Vortrag gingen Elias Tschurtschenthaler und Melanie Reger vom Beratungsring Berglandwirtschaft auf den Aspekt der Fütterung ein. „Milchfieber, Ketose und Azidose sind nur einige der tiergesundheitlichen Probleme, welche durch eine unsachgemäße Fütterung verursacht werden“, meinte Tschurtschenthaler. Zudem zählen viele Landwirte den Erhalt der Euter- oder der Klauengesundheit sowie Probleme mit der Fruchtbarkeit zu den großen Herausforderungen im Stall. Diese Probleme werden laut den beiden Beratern häufig durch Stoffwechselstörungen verursacht, die wiederum auf falsche Fütterung zurückzuführen sind, womit die eigentliche Ursache dieser Probleme also zeitlich weit zurückliege.
Deshalb sei es von besonderer Bedeutung, die Fütterung an die aktuellen Bedürfnisse der einzelnen Tiere anzupassen und diese in die Rationsgestaltung miteinzubeziehen. Das Milchfieber sei ein gutes Beispiel hierfür: Nach dem Abkalben steigt der Bedarf an Kalzium innerhalb kurzer Zeit stark an. Da dieser Mineralstoff in dieser Zeit vor allem in die Milchbildung investiert wird, bleibe zu wenig für die Muskelkontraktion übrig. „Dies kann der Kuh zum Verhängnis werden“, erklärte Melanie Reger. Da zu wenig Kalzium für die Muskeln zur Verfügung steht, würde die Kuh immer schwächer, bis sie am Ende festliege. „Milchfieber stellt einen absoluten Notfall dar und muss sofort tiermedizinisch behandelt werden“, riet Reger. Durch eine angepasste Trockensteherfütterung könne das Risiko für diese Erkrankung aber stark minimiert werden. Somit wurde bei der Tagung deutlich, dass die Ansprüche der Tiere an die Ration zu Beginn der Laktation ganz anders sind als am Ende. Aber selbst innerhalb der Trockenstehzeit ändern sich die Anforderungen. Die Fütterung legt damit den Grundstein für eine gute Tiergesundheit.

Meine Erfahrungen im Stall
Andreas Egger vom Huberhof in Rasen-Antholz erzählte von seinen Erfahrungen aus der Praxis. Gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Freundin führt er den Hof. Neben der Viehwirtschaft sind Ferienwohnungen und Forstwirtschaft weitere Standbeine für Familie Egger. Nach dem Umbau und der Erweiterung des Hofes bietet er Platz für 33 Großvieheinheiten. Aktuell werden 25 Milchkühe der Rasse Brown Swiss und Holstein gehalten. Im Vordergrund steht für Egger die Beobachtung der Rinder. Milchleistungskontrollen, Brunst- und Trächtigkeitserkennung sowie die Anpassungen der Fütterung an die Kondition der Kühe bilden die Grundlage und werden durch gezielte Beobachtung vervollständigt: Dazu zählt z. B. die Beobachtung der Tiere in der Entwicklung vom Kalb bis zur Kuh oder die Beurteilung des Knochenaufbaus, um im weiteren Verlauf die Anpaarung zu planen. Während der täglichen Arbeitsroutine lassen sich laut Egger Auffälligkeiten erkennen und Probleme vorbeugen – bereits gesammeltes Wissen und die Erfahrung helfen dabei.

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