Mit einer der Leitsorten, dem Gala, hat auch die Apfelernte in Südtirol begonnen.

Entspannung am ­Apfelmarkt in Sicht?

Nach einer zufriedenstellenden Verkaufssaison 2023/24 erwarten VOG und VIP sich für Südtirol eine gute Apfelernte 2024 und ein entsprechendes Vermarktungsjahr. Man kann also auf ­Entspannung hoffen. Hier die Prognosen für die EU-27, für Italien und Südtirol.

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Produktion

Für die europäische Apfelernte scheint sich in diesem Jahr ein sattes Minus abzuzeichnen: Rund 10.207.000 Tonnen und damit elf Prozent weniger als im letzten Jahr dürften die Obstbaubetriebe der 27 EU-Staaten laut Prognosen zu ernten haben. Im Vergleich zu den drei vorhergehenden Jahren bedeutet das sogar ein Ernteminus von 14 Prozent auf EU-Ebene. Diese und noch detailliertere Zahlen wurden wie jedes Jahr bei der Prognosfruit, Europas führender Veranstaltung für den Apfel- und Birnensektor, Anfang August vorgestellt. Der Kongress fand diesmal in Budapest statt und wurde von der World Apple and Pear Association WAPA gemeinsam mit der FruitVeB, dem ungarischen Obst- und Gemüseverband, organisiert.

Wetter im Frühling sorgt für Minderernte
Besonders markant zeigt sich die Minder­ernte auf europäischer Ebene bei den Sorten Golden Delicious und Gala, die jeweils mit einem Minus von zehn und elf Prozent zu Buche schlagen. Grund dafür sind die teils starken Spätfröste, die weite Teile Europas heimgesucht haben. Besonders hart hat es Polen getroffen: Dort erwartete man mit einer Gesamtmenge von 3.190.000 Tonnen einen Ernteeinbruch von rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aber nicht nur der größte Apfelproduzent der Europäischen Union muss starke Einbußen hinnehmen: Die Tschechische Republik wird voraussichtlich nur ein Viertel (24.000 t) und Österreich nur etwa die Hälfte (59.000 t) der Apfelmenge vom letzten Jahr ernten. Ungarn wird voraussichtlich 330.000 Tonnen und 40 Prozent weniger Äpfel ernten als im Vorjahr und auch Deutschland wird mit 793.000 Tonnen Erntevolumen rund 16 Prozent weniger Erntemenge haben als im Jahr davor. Was sich für Südtirol auf jeden Fall positiv auswirken sollte.

Italien und Frankreich in etwa stabil
Der zweitgrößte Apfelproduzent in Europa, Italien, kann mit einer nahezu gleich großen Erntemenge rechnen wie im Vorjahr, nämlich 2.162.000 Tonnen, was einem knapp einprozentigen Rückgang gegenüber 2023 entspricht. Und die Nummer drei in den EU-27, Frankreich, ist mit einem Minus von drei Prozent und einer Erntemenge von 1.463.000 Tonnen auch noch gut davongekommen. Nur einige Anbauländer für Äpfel können mit höheren Erntemengen rechnen als im Vorjahr: Dazu gehören Griechenland mit einem Plus von 56 Prozent (287.000 t) und Spanien, wo man in diesem Jahr mit einer Rekordernte von 567.000 Tonnen und einer um neun Prozent höheren Erntemenge rechnet als 2023.

Südtirol und Trentino im Minus
Wie bereits erwähnt, ist Italien nach Polen der größte Apfelproduzent der EU und gehört heuer zu den Produktionsländern, die verhältnismäßig gut weggekommen sind. Allerdings zeigen sich je nach Region große Unterschiede: So rechnet man für Südtirol, dem größten Apfelanbaugebiet, mit einer Minderernte von neun Prozent und 918.345 Tonnen Äpfeln. In den Interviews erklären die Direktoren der beiden Genossenschaftsverbände VIP und VOG, Martin Pinzger und Walter Pardatscher, was das für ihr Einzugsgebiet bedeutet und wie die Vorzeichen für die Verkaufssaison 2024/25 stehen.
Auch das Trentino muss mit einer Minderernte von sieben Prozent rechnen und wird voraussichtlich 451.251 Tonnen Äpfel ernten. Alle anderen italienischen Anbaugebiete erwarten aber eine teils auch deutlich höhere Apfelerntemenge als im Vorjahr: So prognostiziert man für Venetien eine Erntemenge von 215.018 Tonnen, was einem Plus von 33 Prozent entspricht. Die Emilia-Romagna wird voraussichtlich 190.048 Tonnen Äpfel ernten und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr und das Piemont 270.913 Tonnen, was acht Prozent mehr Äpfel bedeutet als 2023. Ein leichter Ernterückgang ist im Vergleich zum Erntejahr 2023 bei Bioware aus Italien zu verzeichnen: Hier rechnet man mit einem Minus von sechs Prozent und einer Erntemenge von 158.150 Tonnen. Das entspricht etwa sieben Prozent der europäischen Bioproduktion an Äpfeln.

Italien: weniger Golden und Gala
Nun zu den Sorten: Für Italien wird besonders bei der Leitsorte Golden Delicious mit einem deutlichen Ernteeinbruch gerechnet: Mit 631.714 Tonnen und einem Minus von zehn Prozent hat diese Sorte besonders an den Spätfrösten und den schlechten Bedingungen während und nach der Blüte gelitten. Aber auch für Gala, drittstärkste Sorte in Italien, zeichnet sich ein Ernterückgang von acht Prozent und damit eine Erntemenge von 164.453 Tonnen ab. Allerdings gab es bei dieser Sorte im Vorjahr eine Rekordernte. Bei der Sorte Red Delicious, italienweit die zweitstärkste, rechnet man für Italien mit einem Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einer Erntemenge von 183.256 Tonnen. Auch die Sorten Granny Smith und Morgenduft sind im Aufwind: Gala wird voraussichtlich mit 164.453 Tonnen und satten 18 Prozent mehr Erntemenge als 2023 und Morgenduft mit 55.662 Tonnen zu Buche schlagen, eine Rekordernte im mehrjährigen Vergleich. Bei der Sorte Fuji bleibt die Erntemenge auf italienischem Gebiet mit 159.422 Tonnen in etwa stabil und Cripps Pink verzeichnet einen leichten Rückgang von zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr, das Ernteniveau dieser Sorte steigt aber insgesamt deutlich. Dasselbe gilt für andere neue (Club-)Sorten: Bei ihnen ist mit einer Rekord-Erntemenge von 265.000 Tonnen und einem Mehr von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen.

EU-27: ähnliche Tendenzen bei den Sorten
Im europäischen Vergleich sind die Tendenzen je nach Sorte ähnlich wie in Italien: Auch die Golden-Produktion der EU-27 geht laut Prognosen um rund zehn Prozent auf 1.972.000 Tonnen und die von Gala um elf Prozent auf 1.351.000 Tonnen im Vergleich zum Jahr davor zurück. Die Sorte Red Delicious steigt beim Erntevolumen um drei Prozent auf 616.000 Tonnen, während die Erntemenge von Granny Smith (+1 %) und Fuji (0 %) in etwa konstant bleiben. Für Cripps Pink wird auf europäischem Niveau ein Erntevolumen von 309.000 Tonnen und damit drei Prozent weniger Menge als im Vorjahr prognostiziert, in etwa derselbe Rückgang wie bei anderen, neuen (Club-)Sorten, die voraussichtlich mit 639.000 Tonnen zu Buche schlagen werden. Die Tendenz ist bei diesen Sorten über die letzten Jahre hinweg aber deutlich im Steigen begriffen, das gilt für Europa genauso wie für Italien.

Den ganzen Bericht inklusive Tabellen und Interviews (VOG und VIP) finden Sie ab Freitag in der Ausgabe 15 des „Südtiroler Landwirt“ vom 30. August ab Seite 38, online auf „meinSBB“ oder in der „Südtiroler Landwirt“-App.

Renate Anna Rubner

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