„Dürfen uns nicht spalten lassen!“
Um Zusammenhalt innerhalb der Bauernschaft und mehr Unterstützung durch Politik und Gesellschaft warb der neue Pusterer Bauernbund-Obmann Manfred Vallazza auf der Bauernbund-Bezirksversammlung im Nobis in Bruneck. Dabei wurden auch verdiente Funktionäre geehrt und eine Erbhof-Urkunde verliehen.
Vor knapp einem Jahr wurden die Bezirksbauernräte neu gewählt. Im Pustertal bedeutete das einen Wechsel an der Spitze: Nachdem sich Anton Tschurtschenthaler aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hatte, wurde Manfred Vallazza neuer Bezirksobmann. Dieser überreichte seinem Vorgänger auf der Bezirksversammlung in Bruneck die Ehrennadel des Südtiroler Bauernbundes in Silber. Tschurtschenthaler war zunächst im Ortsbauernrat von Toblach, drei Amtsperioden lang Ortsobmann und schließlich vier Amtsperioden im Bezirksbauernrat tätig, davon zwei als Obmann-Stellvertreter und zwei als Obmann. „Du hast die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern immer ernst genommen”, unterstrich Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser in seiner Laudatio, „warst hartnäckig und immer gut vorbereitet, wenn es darum ging, diese Anliegen im Landesbauernrat und gegenüber der Politik zu vertreten.“ Geehrt wurden außerdem vier weitere langgediente Bauernbund-Funktionäre: der ehemalige Bezirksobmann-Stellvertreter Lambert Weitlaner, das ehemalige Mitglied des Bezirksbauernrats Thomas Burgmann, sowie die ausgeschiedenen Ortsobmänner Michael Piffrader (Bruneck) und Martin Lercher (Pfalzen). Sie alle erhielten das Ehrenzeichen des Südtiroler Bauernbundes in Silber.
Manfred Vallazza schwor die Pusterer Bäuerinnen und Bauern auf Zusammenhalt ein: „Wir Bäuerinnen und Bauern stellen nur noch drei Prozent der Südtiroler Bevölkerung. Niemand anders hilft uns, außer wir selbst, deshalb dürfen wir uns nicht spalten lassen!“ Das sei auch in Hinblick auf die Gemeinderatswahlen wichtig: „Ich ersuche euch, schon jetzt auf die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten zu gehen, weil in den Gemeindestuben viel Arbeit und wichtige Entscheidungen anstehen.“ Siedlungsgrenzen, Entwicklungspläne, Gefahrenzonenpläne seien zu erstellen. „Es geht um unser Eigentum, deshalb müssen wir mitreden”, forderte der Bezirksobmann.
Vallazza nahm auch die Gesellschaft in die Pflicht. „Uns Bäuerinnen und Bauern wäre geholfen, wenn mehr Konsumentinnen und Konsumenten lokale Produkte einkaufen würden.“ Dadurch bliebe die Wertschöpfung im Land. Gleichzeitig würden sich die Transportwege verkürzen, was wiederum das Klima schützt. Sorgen bereitet dem Bezirksobmann der Verkauf von Bauernhöfen an Nichtlandwirte, er kritisierte die Erhöhung der Gemeindeimmobiliensteuer GIS für den Urlaub auf dem Bauernhof oder den Ausschluss vom Kubaturbonus für geschlossene Höfe. Darum appellierte er bei der Bezirksversammlung: „Bitte schaut auf unsere landwirtschaftlichen Betriebe! Ohne sie würde es unsere Kulturlandschaft oder unsere hochwertigen Lebensmittel nicht geben.“
Erbhof-Urkunde geht an Familie Martin Ebenkofler
Neben den Ehrungen war die Verleihung der Erbhofurkunde ein weiterer Höhepunkt der Bezirksversammlung. Sie ging an Familie Martin Ebenkofler, die den Oberpichlerhof in Ahornach (Sand in Taufers) bewirtschaftet. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Hof bereits 1539 als „Oberpühler“, seit mehr als 200 Jahren ist er in Besitz der Familie Ebenkofler. „Im Namen des Bezirks Pustertal möchte ich Euch dazu gratulieren und mich dafür bedanken, dass ihr so ein Stück Heimat erhalten habt”, unterstrich Bezirksobmann Vallazza. Luis Durnwalder, Landeshauptmann a. D., überreichte die Urkunde und das dazugehörige Abzeichen: „Ihr seid ein Vorbild für andere, weil ihr euren Hof seit Generationen bearbeitet, ihn weiterentwickelt und ihn an die nächste Generation weitergebt. Ein Bauernhof ist nicht nur Arbeitsplatz und Lebensraum, er ist die Basis für einen lebendigen ländlichen Raum.“
Zahlreich waren nicht nur die Bäuerinnen und Bauern nach Bruneck gekommen, sondern auch die politischen Vertreter. EU-Parlamentarier Herbert Dorfmanns Grußworte galten den Gemeinderatswahlen: „Bitte geht zur Wahl, es ist wichtig“, meinte er. Dem neuen Agrarkommissar Christophe Hansen stellte er einen guten Leumund aus. Nun mache man sich in Brüssel bereits an die Ausarbeitung der nächsten EU-Agrarreform. Dann sprach Dorfmann die Abstufung des Schutzstatus beim Wolf laut Berner Konvention an. Der nächste entscheidende Schritt ist, dass diese nun auch in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie umgesetzt wird. Dann habe Brüssel seine Arbeit gemacht und der Ball liege bei Rom. Auch die Regierung dort habe guten Willen gezeigt, eine nationale Regelung zu finden. Dass der Bauernbund sich derzeit stark präsentiert, unterstrich Senator Meinrad Durnwalder in seinen Grußworten. „Ihr steht zusammen, das macht eure Stärke aus und so könnt ihr viel erreichen”, lobte er. Derzeit laufen in Rom die Verhandlungen zum Autonomiestatut, dabei gehe es auch um Themen der Landwirtschaft. Zudem möchte man die Zuständigkeit für die Jagd nach Südtirol holen.
Die Wichtigkeit bäuerlicher Vertreterinnen und Vertreter in den politischen Gremien unterstrich auch Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser. Nun sei es Zeit, die richtigen Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Und für die Gemeinderatswahlen im Mai gelte: „Geht wählen und wählt bäuerlich!“
Begeistern aus dem Kuhstall
Magdalena Esterhammer, Farmfluencerin aus dem Zillertal, nennt sich in den Sozialen Medien „Leni vom Bichlhof“. Sie erklärte bei der Bezirksversammlung, wie sie die Landwirtschaft kommuniziert. „Die Liebe zur Landwirtschaft ist wichtig, wenn man über die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern und vom Leben am Hof erzählen will”, erklärte die Influencerin. Dabei gehe es nicht darum, die Dinge zu beschönigen, sondern ehrlich und authentisch alle Themen anzusprechen. Dabei stelle sie sich selbst die Frage: „Was hat dich zuletzt stolz gemacht?“ Und das postet sie dann. Sie rief alle Anwesenden dazu auf, sich auch diese Frage zu stellen, weniger zu jammern und alles mit Ruhe anzugehen.