Bioland setzt auf Kooperation und Werte
Das Bioland Seminar 2025 wurde am Donnerstag, 30. Jänner am Ritten eröffnet, eine Tagung mit Vorträgen in allen landwirtschaftlichen Bereichen, politischen und philosophischen Impulsen von Bioland Präsident Jan Plagge und dem Forstwirt und Autor Erwin Thoma.
Die beiden Bioland Südtirol Vorsitzenden Alma Calliari und Walter Steger begrüßten im Josef-Mayr- Nusser-Saal des Bildungshauses Lichtenstern die Mitglieder der Genossenschaft, Landesrat Luis Walcher, Südtiroler Bauernbund Obmann Daniel Gasser, die Landtagsabgeordnete Madeleine Rohrer, Annemarie Kaser vom Sennereiverband sowie Joachim Pittracher von der Landwirtschaftskammer Tirol. Ein besonderer Dank ging an den scheidenden Direktor des Amtes für Landmaschinen und Bioproduktion Andreas Werth. Mit einer Schweigeminute gedachte man des vor wenigen Tagen verstorbenen Bioland Pioniers Willi Gasser vom Santerhof in Mühlbach; er war Mensch und Vorbild in seinem Tun bis zum Schluss.Um das Tun, das Umsetzen von Werten ging es im Impulsvortrag des österreichischen Forstwirts und Autors Erwin Thoma. „Lernen kann man nur was man tut, nicht was man erzählt bekommt“, lautete einer seiner Glaubenssätze. Vom Großvater habe er ein reiches praktisches Wissen mitbekommen, wie ein gutes Leben zu leben ist, an welchen Wegmarken Entscheidungen zu treffen sind und aufgrund von welchen Überzeugungen bzw. Werten diese Konsequenzen zeitigten. Gemeinsam mit dem Großvater Gottlieb Brugger hat Erwin Thoma seine Art des Holzbauens entwickelt, aus der handwerklichen Tradition nach und nach in die industrielle Fertigung von puristischen Holzhäusern. So hat er beispielsweise für das österreichische Filmarchiv den ersten energieautarken Bau konstruiert, der ganzjährig konstant auf 2 °C temperiert ist Die Beschaffenheit von Holz, Bäumen. Holz und Wald sind für Thoma immer auch Inspirationsquelle für das Sein und das Leben allgemein.
„Nur was das Leben fördert, bleibt übrig und bleibt lebendig.“ So könne man den Gedanken Darwins auch interpretieren, eben nicht als ein Kräftemessen wo der Schwächere unterliegt. Diesen Gedanken nahm Jan Plagge, Präsident von Bioland eV und IFOAM – Organics International in seinem Vortrag zur Rolle von Bio in der europäischen Landwirtschaft auf. Eine geschichtliche Betrachtung zur Nachhaltigkeit erzählt von Klima- und Umweltbewegungen, auch von Bauern die mit ihren Traktoren bis nach Brüssel fahren. Die Frage stellt sich, so Jan Plagge was treibt sie auf die Straße? Nicht die Pandemie oder der Angriffskrieg, sondern die Ohnmacht und Überforderung angesichts sinkender Wirtschaftlichkeit. „Der EU-Green Deal, im Jahr 2019 als Hoffnungsinstrument geboren, erwies sich als Regulativ das den Konflikt, faire Wettbewerbsbestimmungen für alle und äußerste Vielfalt in der europäischen Landwirtschaft nicht lösen konnte. Dem Green Deal ist es nicht gelungen, eine konstruktive Stimmung zu erreichen.“
Ein neuer Strategietisch zur Zukunft der Landwirtschaft und Ernährung mit allen Akteuren – aus der Wissenschaft, Düngemittelindustrie, Landbesitzer, Greenpeace, Bauern- und Handelsverbände – begann zu arbeiten, im Sinn von: was kann besser gemacht werden? „Immer mit der Prämisse dass Polarisierungen aufhören, weil sonst die Parteien und Lager der Mitte nicht mehr imstande sind, Konsens zu bilden. Und das den extremen Parteien in die Hände spielt, wie wir wissen,“ so Plagge in seiner Rede. Der neue Strategiedialog wurde im September 2024 vorgestellt: ein neuer Green Deal, eine neue gemeinsame europäische Agrarpolitik. Worin das Tierwohl höchste Priorität hat, es bürokratische Erleichterungen geben soll und die Stellung der LandwirtInnen in der Lebensmittelkette gestärkt werden soll. Zum Beispiel mit den Dreiparteienverträgen, wo Landwirt, Verarbeiter und Einzelhandel gemeinsam den Preis der Produkte ermitteln. „Die Landwirtschaft in Europa muss im Rahmen der planetaren Grenzen betrieben werden, und dabei werden wir uns sehr klar auf die Kooperation als Erfolgsmodell des Leben stützen,“ so Jan Plagge. Der zertifizierte Biolandbau werde weiterhin die Speerspitze der nachhaltigen Landwirtschaftsmodelle bleiben.