Das Leuchtturmprojekt Wasser-Pilot beschäftigt sich mit bedarfsgerechter Bewässerung, auch in der Grünlandwirtschaft.

Arge-Alp-Preis: Die Endrunde

Das Projekt See³ des Bodenverbesserungskonsortiums II. Grades Kaltern und das Leuchtturmprojekt Wasser-Pilot des Südtiroler Bauernbundes sind im Rennen um den Arge-Alp-Preis. Er ist in diesem Jahr dem Thema Wasser gewidmet. Die ­Preisverleihung findet am 25. Oktober statt.

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Wirtschaft

Die Projekte „See³ – Nachhaltiges Wassermanagement Kaltern-Tramin“ des Bodenverbesserungskonsortiums II. Grades Kaltern an der Weinstraße und „Wasser-Pilot – Optimierung der Bewässerung in der Grünlandwirtschaft, dem Acker-, Obst- und Weinbau“ des Südtiroler Bauernbundes haben die regionale Stufe des Arge-Alp-Preises 2024 bereits überwunden und befinden sich nun in der Finalrunde. Der Kanton Tessin organisiert die Endausscheidung. Der Kanton hat den Vorsitz der Arge Alp inne und setzt sich für die verantwortungsvolle und nachhaltige Verwendung von Wasser ein. Der Wettbewerb der Arbeitsgemeinschaft der Alpenregionen fokussierte sich sowohl auf Bildungsaktivitäten als auch auf Aktionen der Wirtschaft. Schulen, Vereine, Privatpersonen sowie Unternehmen und Start-ups hatten die Aktivitäten vorgeschlagen. Eine internationale Jury bewertet die beiden Südtiroler Projekte gemeinsam mit jenen aus dem Trentino, aus Bayern, Graubünden, St. Gallen, dem Tessin, aus Vorarlberg, Tirol und Salzburg. Am 25. Oktober werden die drei Siegerprojekte bei der Konferenz der Regierungschefs der Arge Alp in Quinto (Kanton Tessin) ausgezeichnet.

Das Projekt Wasser-Pilot
Der Wasser-Pilot, eines der Leuchtturmprojekte des Südtiroler Bauernbunds, soll zur Stärkung der ökologischen Nachhaltigkeit der Landwirtschaft beitragen, indem der Gebrauch des „blauen Wassers“ optimiert wird, also des Wassers, welches zur Bewässerung von landwirtschaftlichen Kulturen den Oberflächengewässern und dem Grundwasser entnommen wird. So soll künftig bedarfsgerecht bewässert werden, und zwar in nahezu der gesamten Südtiroler Landwirtschaft, da tierhaltende ­Betriebe sowie Gemüse- und Ackerbaubetriebe, aber auch Betriebe mit Obst- und Weinbau in das Projekt miteinbezogen werden. Seit Langem schon befasst sich die  Südtiroler Landwirtschaft mit dem Thema der bedarfsorientierten Bewässerung, denn sie wird als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel begriffen. Wegen der zunehmenden Wasserknappheit wird die Bewässerung im Obst- und Weinbau bereits seit Jahren von Überkron- auf die effizientere Tropfbewässerung umgestellt. Zudem gibt es eine Projektarbeit des Südtiroler Beratungsrings für Obst- und Weinbau, des Versuchszentrums Laimburg und von Alperia zur Digitalisierung der Tropfbewässerung im Obst- und Weinbau (Projekt „SmartLand“). Seit 2019 hat die Projektgruppe verschiedene sensorbasierte Lösungen für den Obst- und Weinbau hervorgebracht und diese in der Praxis auf landwirtschaftlichen Betrieben getestet.
Auch Landwirtinnen und Landwirte in der Berglandwirtschaft suchen zunehmend nach Lösungen für die Bewässerung ihrer Grünland- und Ackerbauflächen (Spezial- bzw. Gemüsekulturen werden im Folgenden als Ackerkulturen dem Ackerbau zugeordnet). Im Bereich der Grünlandwirtschaft sind Potenzial und Wirksamkeit der konventionellen und bedarfsorientierten Bewässerung im agronomischen Sinne durch Feldversuche des Versuchszentrums Laimburg und Literaturstudien erörtert und die entsprechenden Ergebnisse durch eine auf dieses Thema gerichtete Fachtagung und Veröffentlichungen verbreitet worden. Die technische Umsetzung einer digital gesteuerten Bewässerung wurde noch nicht bearbeitet. Der Projektbedarf für diesen nächsten Schritt ergibt sich aus persönlichen Gesprächen mit Beraterinnen und Beratern, die täglich die Entscheidungsprozesse der Landwirtinnen und Landwirte unterstützen. Es gibt seit Längerem einen Trend zur ­Umstellung von reiner Grünlandwirtschaft auf Ackerkulturen. Die Spezialkulturen erfordern im Gegensatz zum Grünland grundsätzlich Bewässerung. Das bedeutet, dass der Mehrbedarf an Bewässerungswasser nur durch Effizienzsteigerungen im bestehenden Bewässerungssystem gedeckt werden kann und die Potenziale der bedarfsorientierten Bewässerung voll ausgenutzt werden müssen. Sensoren sind für das Funktionieren bedarfsgerechter Bewässerung essenziell. In erster Linie werden Sensoren zur Erhebung des Wasserbedarfs an der Pflanze und/oder im Boden und auch für die autonome Steuerung der Systeme benötigt. Durch die Messung der mit der Wasserverfügbarkeit zusammenhängenden Parameter wird in Echtzeit eine Entscheidungsgrundlage für den Landwirt bzw. das automatische System geboten, ob bewässert werden sollte oder nicht. Zusätzlich wird eine große Menge an Daten gesammelt. Diese können ausgewertet, abgespeichert oder für andere Management-Entscheidungen verwendet werden. Das Einsehen der Messwerte und auch die Steuerung laufen in der Regel über das Smartphone. Im Rahmen des Projekts Wasser-Pilot wird das Potenzial für die Nutzung solcher Technologien erhoben. Damit diese Systeme breite Verwendung finden, müssen sich Landwirte intensiv mit der Technik auseinandersetzen und diese anwenden. Es werden damit wichtige digitale Kompetenzen im ländlichen Raum aufgebaut.

Das Projekt See3
Das Bodenverbesserungskonsortium II.Grades Kaltern an der Weinstraße will Wasser sichern und vor allem hocheffizient einsetzen: In einem ersten Teilprojekt ging es um die Digitalisierung und Automatisierung auf den Kulturflächen der Mitglieder  – 19 Beregnungskonsortien in Kaltern und Tramin. Dieses Teilprojekt wurde im Juni abgschlossen. Sämtliche bestehenden Bewässerungs­anlagen und Steuerungssysteme der einzelnen Beregnungskonsortien wurden in ein gesamtheitliches Steuerungssystem eingebunden, das über Funkbrücken vernetzt ist und Daten austauscht. So können in Echtzeit Daten über die Funktion der Anlagen, über gelieferte Wassermengen, das Wetter und vor allem die Wasserverfügbarkeit im Boden abgerufen werden. Bislang wurde nach geplanten Turnussen bewässert, optimiert durch die große Erfahrung der Wasserwarte der einzelnen Konsortien. Bei diesem Digitalisierungsprojekt geht es vor allem darum, Wasser optimiert und nachhaltig zu verwenden, eingebunden in ein ganzheitliches Wassermanagementsystem; in Zukunft werden die Wassergaben in den Produktionsanlagen aufgrund der mit Tensiometern gemessenen Wasserverfügbarkeit im Boden gesteuert; es wird nur dann bewässert, wenn die Pflanze es effektiv benötigt, kein Wasser geht verloren.
Die Digitalisierung der Bewässerung wurde auf einer sehr großen, zusammen­hängenden Kulturfläche in Kaltern und Tramin um­gesetzt: 870 Hektar mit Weinbergen und Obstanlagen wurden Schritt für Schritt mit Zentraleinheiten, Feldeinheiten, Funkumsetzer für Funkbrücken, Bodenfeuchtigkeitssensoren und Sonden, Sektorventilen, Fernsteuerungen für Pumpen oder Filteranlagen, Betriebseinheiten für Beckenfüllstände, Ladekontrolleinheiten für Aufleger, Wasseruhren und Wetter­stationen bestückt, geolokalisiert, konfiguriert und vernetzt; auch nötige Anpassungen älterer Anlagen wurden durchgeführt, um mit dem neuen Steuerungssystem kompatibel zu sein. Alle Anlagen sind jetzt über Funkmodule vernetzt und können zentral am PC oder mit Handy-App gesteuert werden, was die Arbeit der Wasserwarte erleichtert, ­Fernwartung ermöglicht und eventuelle Ausfälle sofort signalisiert. In einem zweiten Teilprojekt sind drei Speicherbecken geplant. Es befindet sich derzeit in der Entwicklungs- und Abstimmungsphase.

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