Im neuen Laufstall am Kaschonhof fühlen sich die Braunvieh-Tiere von Roland Köllemann sichtlich wohl.

„Angebote vergleichen lohnt sich“

Vor drei Jahren hat Roland Köllemann aus Graun im Vinschgau seinen Stall umgebaut. Heute blickt er zufrieden auf das Ergebnis, weil er weiß, dass sich die Tiere in ihrem neuen Zuhause wohlfühlen – und weil er weiß, dass er sein Geld effizient eingesetzt hat.

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Produktion Wirtschaft

Der Kaschonhof der Familie Köllemann liegt an einem ganz besonderen Ort: etwas abgelegen von der Fraktion St. Valentin auf der Haide, an einem Hang direkt oberhalb der Staumauer des Reschensees. Zum Grünlandbetrieb gehören 20 Hektar Grund, den Roland Köllemann mit seiner Familie – seiner Frau und den drei Kindern zwischen 18 und 11 Jahren – im Vollerwerb bewirtschaftet. In seinem Betrieb hält Roland Köllemann an dieser Hofstelle im Durchschnitt 25 Großvieheinheiten Braunvieh – Kälber bis zu einem Jahr und die Melkkühe. Die Aufzucht des übrigen Jungviehs erfolgt an einem weiteren, ebenfalls in der Gemeinde Graun gelegenen Betrieb, der der Frau von Roland Köllemann gehört. Die Milch vom Kaschonhof geht an die Bergmilch Südtirol, die Aufzucht, die nicht am Hof selbst benötigt wird, verkauft die Familie Köllemann bei den Braunvieh-Zuchtversteigerungen.

Mehr Tiere und mehr Tierwohl
Im Frühjahr 2021, also mitten in der harten Zeit der Pandemie, hat Roland Köllemann mit dem Umbau des alten Stalls begonnen. Gedanken dazu hat er sich bald nach der Hofübernahme im Jahr 2017 gemacht. „Mein Vater hat im Jahr 1999 einen Anbindestall errichtet. Wir haben uns bald entschieden, die Zahl unserer Kühe aufzustocken und den Tieren gleichzeitig mehr Tierwohl zu bieten. Es war uns also klar, dass wir den bestehenden Stall ausbauen und vergrößern wollen und dass ein Laufstall für uns die richtige Entscheidung ist“, blickt Köllemann zurück. Seit dessen Gründung ist Roland Köllemann Mitglied beim Beratungsring Berglandwirtschaft BRING. Es war für ihn also naheliegend, dass er sich für die Beratung an den BRING wenden würde. „Ich habe den BRING kontaktiert und mich dann bald mit dem zuständigen Berater getroffen. Wir haben verschiedene Varianten diskutiert und haben uns dann für einen Umbau und gegen einen kompletten Neubau entschieden“, erzählt Köllemann. Für die konkreten Planungsarbeiten hat sich der Kaschonhof-Bauer dann an den bekannten Südtiroler Stallplaner Willi Innerhofer gewandt. „Gemeinsam mit ihm haben wir die Details geklärt und uns dafür auch die notwendige Zeit genommen. Die gesamte Planungsarbeit hat immerhin knapp drei Jahre in Anspruch genommen“, berichtet Köllemann.

Kosten im Rahmen halten
Besonders wichtig war es dem Bauern vom Kaschonhof, mit den Kosten für den Bau in einem annehmbaren Rahmen zu bleiben. Auch das war ein Argument, das gegen einen Neubau und für einen Umbau sprach. „Bei der Finanzierung habe ich zum Teil auf Eigenkapital zurückgegriffen, der Rest kam über einen Kredit bei der Bank und über EU-Fördergelder. Mir ist es ein Anliegen, meinen Kindern eines Tages eine Ausgangslage bieten zu können, auf der sie aufbauen können“, unterstreicht Köllemann. Wenn er eines Tages seinen Hof übergibt, soll dieser schuldenfrei sein. Mit Gesamtkosten für den Umbau in Höhe von rund 650.000 Euro ist er zuversichtlich, dieses Ziel zu erreichen. „Ein Neubau hätte mich ein Vielfaches dieser Summe gekostet, und das wäre für mich und meine Familie nicht tragbar gewesen. Ein Umbau ist natürlich komplizierter, weil er immer auch bedeutet, dass man mit den Strukturen arbeiten muss, die vorhanden sind. Diese Kompromisse zu finden, war es mir aber wert“, betont Köllemann.
Möglichst keine Kompromisse wollte Köllemann bei der Einrichtung des neuen Laufstall-Bereichs eingehen. „Ich hatte immer klare Vorstellungen davon, was mir wichtig ist und auf welche Details ich Wert lege. Diese Vorstellungen mit den Angeboten der Stallbaufirmen in Einklang zu bringen, war nicht immer einfach, aber in solchen Fällen ist es wichtig, auch einmal hartnäckig zu bleiben und nicht auf alles einzusteigen, was einem die Firmenvertreter weismachen wollen“, lächelt Köllemann. Wichtig war ihm auch, verschiedene Angebote für den Bau und die Stalleinrichtung einzuholen und diese eingehend miteinander zu vergleichen. „Wer ein solches Projekt plant, kontaktiert meist erst einmal die Firma, die er vielleicht schon seit Jahrzehnten kennt. Das ist auch verständlich, meine Erfahrung hat mir aber gezeigt, dass es sich durchaus lohnt, sich verschiedene Angebote anzuschauen und erst dann eine Entscheidung zu treffen. Damit lassen sich auch größere Summen Geld sparen“, ist Köllemann überzeugt.

Umsetzung über den Sommer
Die Planung nahm also sehr viel Zeit in Anspruch, die Umsetzung musste dann aber umso schneller gehen. „Der Baubeginn im April 2021 fiel in eine Zeit, in der die Baufirmen wegen der Pandemie wenig Aufträge hatten, das war für mich natürlich ein Vorteil“, blickt Köllemann zurück. Ausgehend vom alten Anbindestall wurde beim Umbau die alte Mistlege vor dem Stall mitgenutzt, die Außenwände kamen weg und die neue Liegehalle wurde zugebaut. Rund um den Stall war der notwendige Grund zum Teil bereits im Besitz des Hofes, ein Teil war Gemeindegrund, den Köllemann dazukaufen musste. Zuerst wurde der neue Teil der Güllegrube errichtet, die Kühe blieben in der Zwischenzeit im alten Stall untergebracht. Im Sommer waren die Kühe durchwegs auf der Weide, Anfang September zogen dieselben Kühe, die auch im alten Stall standen, in den neuen Stall um. Jetzt sind der Melkstand und der Futtertisch im ehemals alten Stall untergebracht, der ganze Rest hat im neuen Stall Platz gefunden.
Der Umstand, dass die Herde beim Umzug vom Anbinde- in den Laufstall weitgehend die gleiche geblieben ist, hat laut Köllemann für keine großen Probleme gesorgt. „Wie und ob ein Stall funktioniert oder nicht, zeigt dir die Kuh. Bei einigen Kühen haben sich Fehler, die sich bei der Anbindehaltung im Laufe der Zeit eingeschlichen haben, nach dem Umzug in den Laufstall sogar von allein gelöst“, berichtet der Bauer. Unter den Kühen, die schon im alten Stall standen und heute im neuen Stall ihr Zuhause haben, sind auch zwei besondere Exemplare: Beide haben erst vor wenigen Monaten die Marke von 100.000 Litern Lebensleistung geknackt – auch das ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie sich im neuen Stall wohlfühlen. Auch die Tatsache, dass der neue Stall sehr offen gestaltet ist und es im Herbst und Winter auch sehr kühl sein kann, war für die Tiere offensichtlich kein Nachteil, im Gegenteil: „Es fällt auf, dass die Tiere im Stall gerade in jenen Boxen besonders gerne liegen, in denen es am kühlsten ist. Sie vertragen das raue Klima hier am Reschensee also viel besser als viele von uns Menschen“, schmunzelt Köllemann.
Ausgestattet ist der neue Stall – wie schon erwähnt – mit einem Melkstand. „Wir haben zwar überlegt, uns einen Melkroboter anzuschaffen, haben dann aber doch darauf verzichtet. Mit unserer Herde ist die Melk­arbeit in einer halben Stunde erledigt“, weiß Köllemann. Ganz auf moderne Helfer verzichtet der Bauer dann aber doch nicht: Ein Mistroboter hilft, den Stall sauber zu halten. Roland Köllemann blickt zufrieden auf sein Umbauprojekt zurück: „Es ist bei solchen Vorhaben wichtig, sich Rat zu holen, von Beratern ebenso wie von anderen Bauern. Wer dann noch die Mühe nicht scheut, die Kosten verschiedener Anbieter miteinander zu vergleichen und zu schauen, wie sie zu den eigenen Vorstellungen passen, ist auf dem richtigen Weg. Wir haben eine Lösung gefunden, die unseren Tieren guttut und mit der wir als Familie gut leben können!“

Der Kaschonhof liegt oberhalb der Staumauer des Reschensees. Der neue Laufstall hat sich gut in das bestehende Gebäude eingegliedert.

Der Melkstand ist im alten Teil des Stalls untergebracht.

Bernhard Christanell

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