Insgesamt 17 Geschäfte betreibt die Nahversorgungsgenossenschaft NaveS aktuell. Laufend kommen neue dazu.

NaveS: die Leute in den Dörfern ­versorgen

Die Nahversorgung in der Peripherie zu gewährleisten, ist das Ziel der NaveS, der Nahversorgungsgenossenschaft Südtirol. Ihr Obmann Georg Mayr erklärt, wie die Genossenschaft funktioniert, wie sie sich seit der Gründung 2011 entwickelt hat und wo sie noch hin will.

Lesedauer: 10
Wirtschaft

Was 2011 mit einem Laden in Vahrn begann, ist heute die größte Konsumgenossenschaft Südtirols: Die Nahversorgungsgenossenschaft NaveS hat inzwischen insgesamt rund 1400 Mitglieder und betreibt aktuell 17 Geschäfte in fast allen Landesteilen Südtirols, die meisten aber (neun an der Zahl) im Pustertal. „Die letzten beiden Geschäftseröffnungen waren in Eppan und Waidbruck“, erzählt Georg Mayr, der seit 2016 Obmann der NaveS ist. Inzwischen schreibt die Genossenschaft  schwarze Zahlen. Im Jahr 2023 hat sie 14 Millionen Euro Umsatz gemacht und einen Gewinn von 100.000 Euro erwirtschaftet. „Als Genossenschaft schütten wir keine Gewinne aus, aber wir arbeiten mittlerweile gut“, erklärt Mayr zufrieden.

Von mehreren Organisationen getragen
Getragen wird die Genossenschaft vom Raiffeisenverband, dem Südtiroler Bauernbund, dem Südtiroler Gemeindenverband und dem Katholischen Verband der Werktätigen (KVW). Ihr Ziel ist es, in strukturschwachen Gegenden der Peripherie die Nahversorgung aufrechtzuerhalten und den Leuten vor Ort Arbeit zu geben. „Der allergrößte Teil unserer rund 100 Angestellten sind Frauen, die meisten arbeiten in Teilzeit. In Vollzeit-Äquivalenten bietet die NaveS aktuell 80 Stellen“, rechnet Mayr vor, auch das sei gut für die ländlichen Gemeinden.

Gut vernetzt dank SAIT Coop
Das größte Geschäft der NaveS ist in Welsberg, dort ist auch der aktuelle Sitz der Genossenschaft. Georg Mayr erklärt: „Welsberg ist zwar nicht strukturschwach, aber wir hatten die Möglichkeit, das Geschäft dort von SAIT Coop (Consorzio delle Cooperative di Consumo Trentine) zu übernehmen.“ Von dieser Genossenschaft, die wiederum Mitglied von Coop Italia ist, bezieht die NaveS auch den Großteil ihrer Ware. Das hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen ist die SAIT sehr gut organisiert – auch logistisch – und beliefert alle Geschäfte der NaveS. Auch mit Ware aus Südtirol, z. B. mit Milchprodukten der Mila Bergmilch Südtirol oder mit Äpfeln von VIP und VOG, den beiden großen Vermarktungsorganisationen. Denn auch das gehört zum Konzept der Nahversorgungsgenossenschaft: den landwirtschaftlichen Produkten aus Südtirol den Vorzug zu geben und damit die regionalen Kreisläufe zu stärken.

Konkurrenzfähige Preise
Zum anderen erhält Coop als große Bezugsgenossenschaft günstige Preise und kann sie den einzelnen Geschäften weitergeben. Hinzu kommen lediglich die Kosten für Transport und Verwaltung. „Deshalb haben wir die Möglichkeit, von unseren Kunden konkurrenzfähige Preise zu verlangen“, erklärt Mayr, „mit einer Gewinnmarge von gerade einmal einem Prozent.“ Und noch einen Vorteil bieten die NaveS-Geschäfte ihren Kundinnen und Kunden: Einige Produkte werden direkt vom Bauern bezogen, Eier beispielsweise, Kartoffeln oder Salate. Im Herbst auch Kastanien. Und das Brot sowie Fleischwaren, die werden zum Großteil beim jeweiligen Bäcker oder Metzger in der Nähe eingekauft. Damit bleibt mehr Wertschöpfung vor Ort, das verarbeitende Handwerk profitiert mit.

Ständig neue Anfragen
Die 17 Geschäfte der NaveS liegen in Vahrn, Reischach, Olang, Prags, Welsberg, Gsies, Toblach, Sexten, Steinhaus und Prettau, in Kastelbell und Glurns, in Tisens, Völlan, Tscherms, Eppan und Waidbruck. Auch in Eppan wurde das Geschäft der SAIT Coop übernommen, das war Ende 2023. Und es kommen ständig neue Anfragen dazu. Meist hängen sie mit einem Generationenwechsel in den Geschäften zusammen: „Wenn die eigentlichen Betreiber/Besitzer keine Nachkommen haben oder niemand Interesse daran hat, den Gemischtwarenladen im Dorf weiterzuführen, wenden sich die Leute oft an uns“, erzählt Mayr. Im Fall von Sexten oder Toblach hat man das Geschäft der Genossenschaften übernommen. „Alles können wir natürlich nicht übernehmen“, erklärt Georg Mayr, entweder weil die Geschäfte nicht rentabel geführt werden können oder weil sie nicht in die Grundidee der NaveS passen, nämlich kleine Geschäfte im Dorfzentrum zu betreiben und dadurch einen Versorgungsnotstand der Leute im Ort zu vermeiden.

Zusammenarbeit mit der Landestafel
Ihren sozialen Auftrag rundet die Genossenschaft zusätzlich ab, indem sie mit dem Banco alimentare, der Landestafel, zusammenarbeitet: Alle verderblichen Lebensmittel, die übrig bleiben oder kurz vor dem Ablaufdatum stehen, werden über den gemeinnützigen Verein an bedürftige Familien und Einzelpersonen im Land weitergegeben.

Regalstopper als Hinweis für Kundinnen und Kunden
Eine Zusammenarbeit gibt es seit Juni 2024 auch mit der Basiskommunikation des Südtiroler Bauernbundes: Um Konsumentinnen und Konsumenten auf die Vielfalt der heimischen Produkte in den NaveS-Verkaufsstellen aufmerksam zu machen, werden sogenannte „Regalstopper“ angebracht, überall dort, wo Lebensmittel im Regal stehen, die in Südtirol hergestellt wurden. Das Gemeinschaftsprojekt wurde zunächst in einer Geschäftsstelle, nämlich der in Eppan, gestartet, Ziel aber ist, sie auf alle Verkaufsstellen auszuweiten.

Renate Anna Rubner

Weitere Artikel zu diesem Thema