Wie es dem Südtiroler Wald geht und was er braucht, um sich gut zu entwickeln, sind Fragen, um die sich auch Landesrat Luis Walcher kümmert.

„Den Wert des Waldes vermitteln“

Mit der neuen Landesregierung hat Südtirol auch einen neuen Landesrat für Landwirtschaft, Tourismus – und auch für Forstwirtschaft – bekommen. Der „Südtiroler Landwirt“ hat sich mit Luis Walcher über Südtirols Wald, den Holzpreis und die Almen unterhalten.

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Wirtschaft

Was braucht Südtirols Wald, um auch in den kommenden Jahrzehnten seine Aufgaben erfüllen zu können? Wie kann die Politik die Nutzung von heimischem Holz fördern? Und welche Rolle spielen die Almen in der politischen Ausrichtung der Landesregierung? Um diese und weitere wichtige Fragen geht es im folgenden Interview mit Forstlandesrat Luis Walcher.

Südtiroler Landwirt: Seit gut einem halben Jahr sind Sie Landesrat – in der allgemeinen Wahrnehmung für Landwirtschaft und Tourismus. Wie wichtig ist es Ihnen, auch für die Belange der Forstwirtschaft zuständig zu sein?
Luis Walcher:
Der Wald bedeckt in Südtirol knapp über die Hälfte der Landesfläche und rund 58 Prozent davon ist Bergwald mit direkter Schutzfunktion, das heißt, er schützt den Boden vor Erosion und die Siedlungen und Infrastrukturen vor Lawinen, Steinschlag und Muren. Nur ein gesunder, ökologisch stabiler Bergwald kann diese Schutzaufgaben gut erfüllen. Die Verantwortung für den Wald zur Lebensraumsicherung unserer Bergregion ist für mich eine wichtige Aufgabe. Der Stellenwert dieser Schutzwirkungen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, auch weil gerade die Starkniederschläge, Sturm- und Schneedruckereignisse sowie die Borkenkäfermassenvermehrung in diesen letzten Jahren deutlich aufgezeigt haben, wie sensibel und anfällig unser alpiner Lebensraum ist.

Vor rund eineinhalb Jahren hat Ihr Vorgänger Arnold Schuler die Waldagenda 2030 als Strategiepapier für die Südtiroler Forstwirtschaft vorgestellt. Braucht der Südtiroler Wald eine Strategie, um gut weiterbestehen zu können?
In ganz Europa arbeiten Waldeigentümer und Forstverwaltungen daran, den Wald auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten und ihn mit Blick auf seine Klimaschutz­wirkung, den Schutz der biologischen Vielfalt und die Sicherung der Lebensqualität zu stärken. Es braucht Leitstrategien, um sich diesen Zielen zu nähern. Was aber dann für die Umsetzung dieser Strategien entscheidend ist, sind konkrete Maßnahmen. Hier möchte ich ansetzen und so werden in nächster Zeit zum Beispiel Pilotprojekte auf den Weg gebracht, um die Klimaschutzleistungen, die Waldeigentümer durch die Kohlenstoffspeicherung im Wald erbringen, finanziell zu honorieren. Ich möchte auch einige Vereinfachungen für Forstverwaltung und Waldeigentümer einführen, um dort, wo es möglich ist, unnötige Bürokratie zu ver­meiden. Zum Beispiel durch Eigenerklärungen.

Früher war der Wald die „Sparkasse“ der Bauern, heute lohnt sich eine Bewirtschaftung oft nicht mehr. Den Holzpreis regelt der Markt, was kann die Politik tun, um die Wertschöpfung für die Waldbesitzer zu erhöhen?
Natürlich wäre eine Trendumkehr beim Holzpreis wünschenswert, damit wieder mehr Bauern von der Bewirtschaftung ihrer Wälder profitieren können. Die Politik kann nun mal nicht die Marktpreise bestimmen. Wir können aber sehr wohl Einfluss nehmen auf die Rahmenbedingungen für eine aktive Waldbewirtschaftung: So fördert das Land eine ganze Reihe von Waldpflegemaßnahmen – von der Durchforstung bis zur Bringung von Schadholz und im Besonderen die Schutzwaldpflege, eine gute und möglichst flächendeckende gute Walderschließung durch ein kapillar ausgebautes Wegenetz wird laufend sichergestellt.

Ein wichtiger Abnehmer für Südtiroler Holz und Hackschnitzel sind die Fernheizwerke. Wie sind Sie mit der Abnahme des heimischen Hackgutes durch die Fernheizwerke zufrieden und wie könnte man Anreize schaffen, damit diese sich noch steigert?
Holzproduzenten und Fernheizwerke sind beides Marktteilnehmer, welche von Südtirols Politik stark unterstützt wurden und werden und das im Interesse der Allgemeinheit. Beide Akteure haben im Gegenzug auch eine große Eigenverantwortung, ihren Beitrag im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu erbringen: erneuerbare Holzbiomasse für saubere Wärmeenergie mit geringen Transportwegen. Die Abkommen zwischen Holzproduzenten und Fernheizwerken für garantierte Liefer- bzw. Bedarfsmengen sowie faire Mindestpreisgarantien werden von Südtirols Landesregierung aktiv unterstützt. Darüber hinaus hat die Landesregierung bereits mehrfach die Schaffung von zusätzlichen Rundholz-Pufferlagerplätzen festgeschrieben, um bei der Bereitstellung von Energieholz für die Fernheizwerke die Benachteiligung von Waldeigentümern und -eigentümerinnen in höheren Lagen, das heißt mit zeitlich späterem Energieholzangebot, zu verringern.

Für wenig Verständnis hat zuletzt die EU-Entwaldungsverordnung gesorgt, die für die heimischen Waldbesitzer einen erheblichen bürokratischen Aufwand mit sich bringen könnte. Gibt es Bestrebungen, diese Verordnung zu verhindern, und welche Rolle spielt Südtirol dabei?
Die EU-Entwaldungsverordnung ist eines von mehreren Beispielen für gesetzliche Maßnahmen, die zwar gut gemeint sind, aber über das Ziel hinausschießen. Grundsätzlich ist es ja zu befürworten, wenn die EU sich gegen die Entwaldung in anderen Teilen der Welt einsetzt. Mit jeder neuen Regelung ist allerdings Bürokratie verbunden. Für mich ist es nicht hinnehmbar, dass unsere Landwirte, Waldeigentümer und Holzhändler, die bereits hohe Auflagen zu berücksichtigen haben, weiter mit Bürokratie belastet werden. Der Wald ist ein wertvolles Gut und er soll weiterhin von unseren Landwirten gepflegt und bewirtschaftet werden. Da ist mehr Bürokratie nicht hilfreich, ganz im Gegenteil. Südtirol ist ein kleines Land im großen Europa, das in Brüssel leider nicht maßgebend ist, aber wir werden weiterhin bei jeder Gelegenheit unsere Bedenken äußern, auch gemeinsam mit unseren Partnern. Zum Glück haben wir durch die Auszeigeprotokolle der Forstverwaltung eine gute Grundlage, um den Mehraufwand für die Waldeigentümer so gering wie möglich zu halten.

Borkenkäfer, Prozessionsspinner und andere Schädlinge haben dem Wald in den vergangenen Jahren zum Teil stark zugesetzt. Wie bekommt man diese Schädlinge in den Griff und welche Maßnahmen werden gesetzt, damit der Südtiroler Wald gesund bleibt?
Waldschadinsekten sind Teil des Systems...

Das vollständige Interview finden Sie ab Freitag in der Ausgabe 16 des „Südtiroler Landwirt“ vom 13. September ab Seite 35, online auf „meinSBB“ oder in der „Südtiroler Landwirt“-App.

Landesrat Luis Walcher: „Wald soll weiterhin von Landwirten bewirtschaftet werden.“

Bernhard Christanell

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