Bergbauern sind gut beraten
Der Beratungsring Berglandwirtschaft BRING ist – zwölf Jahre nach seiner Gründung – ein fester Bestandteil in Südtirols Landwirtschafts-Netzwerk. Die Tierhalterausbildung und die Tierwohl-Zertifizierung werden den BRING in den kommenden Monaten und Jahren beschäftigen.
Bei der Vollversammlung vergangene Woche im Haus der Tierzucht in Bozen blickte BRING-Obmann Daniel Gasser auf ein intensives und auch für die Beratung schwieriges Jahr zurück: „Das Wetter hat unseren Bäuerinnen und Bauern nicht nur im Grünland, sondern in allen Kulturen das Leben schwer gemacht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BRING haben sich bemüht, den Mitgliedern auch in dieser komplizierten Lage kompetent zur Seite zu stehen. Einiges getan hat sich im vergangenen Jahr bei der vorgeschriebenen Ausbildung für die in der Landwirtschaft Tätigen: „Das System der Junglandwirtestunden, an die wir uns gewöhnt hatten, ist weggefallen, dafür kommt jetzt eine Tierhalterausbildung für alle. Um die entsprechenden Kurse anbieten zu können, musste der BRING sich zertifizieren lassen. Ein Dank gebühre dem Landestierärztlichen Dienst, der es geschafft habe, den ursprünglich immensen Aufwand für die Bäuerinnen und Bauern auf ein erträgliches Minimum zu reduzieren. Demnächst sollen die Kurse für alle jene Tierhalter starten, die keine zehnjährige Berufserfahrung vorweisen können, alle anderen benötigen nur eine Prüfung. Über die genauen Inhalte der vorgeschriebenen Ausbildung wird der „Südtiroler Landwirt“ demnächst ausführlich berichten.
Gute Vernetzung lohnt sich
„Der Wert einer Beratungseinrichtung zeigt sich auch darin, wie gut sie mit anderen Institutionen vernetzt ist. Dass wir als BRING gute Kontakte innerhalb des Landes, aber auch zu den zuständigen Behörden auf Staatsebene pflegen, hat sich auch beim Thema Tierwohl gezeigt“, unterstrich Gasser. Da BRING-Geschäftsführer Christian Plitzner im Gremium sitzt, das sich mit der Umsetzung der Tierwohl-Zertifizierung beschäftigt, stünden die Chancen sehr gut, dass die Anliegen und Besonderheiten der Südtiroler Landwirtschaft in die kommenden Entwicklungen einfließen können. „Wir sind es gewohnt, dass wir den Gremien auf Staatsebene immer wieder erklären müssen, wie die Landwirtschaft bei uns in Südtirol funktioniert und dass wir die Regeln an unsere Verhältnisse anpassen müssen“, betonte Gasser.
Über 2000 Mitglieder
Christian Plitzner ging auf die Tätigkeit des BRING im vergangenen Jahr ein und wies auf zwei Zahlen besonders hin: „Bei den Mitgliedern haben wir mittlerweile die 2000er-Marke überschritten. Wir verzeichnen in allen Bezirken Zuwächse, am meisten Mitglieder zählt der BRING im Pustertal.“ Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei mit 31 stabil geblieben, die Struktur sei gefestigt. Bei der Tätigkeit der Mitarbeiter gibt es einen klaren Trend: „Vor allem im vergangenen Jahr hat sich gezeigt, dass unsere Beraterinnen und Berater immer öfter als Referenten bei Vorträgen gefragt sind.“ Für die Zukunft denkt der BRING darüber nach, das Angebot an Kursen zurückzufahren, auch weil bei vielen davon die Teilnehmerzahl gering ist. „Wo es möglich und sinnvoll erscheint, möchten wir Gruppenberatungen forcieren, so wie sie etwa der Beratungsring für Obst- und Weinbau bereits seit Jahren abhält“, betonte Plitzner.
„BRING digital“ ist Hilfe zur Selbsthilfe
Sehr gefragt sei in den vergangenen Jahren die Dienstleistung „BRING digital“ gewesen, bei der es darum geht, die Mitglieder bei digitalen Angelegenheiten wie dem Medikamentenregister zu unterstützen. „Wir machen in diesem Bereich nicht die Dienstleistung für die Mitglieder, sondern schulen sie, damit sie es selber machen können“, erklärte Plitzner. Besonders gefragt seien Beratungen in den Bereichen Viehwirtschaft und Bauwesen, nach wie vor zu wenig Anklang findet das Thema Betriebswirtschaft – was Plitzner bedauert: „Hier gäbe es noch viel Nachholbedarf, aber meist melden sich die Leute erst, wenn die finanzielle Lage des Betriebs bereits prekär ist.“ Im Schnitt sind die Beraterinnen und Berater bei 3,7 Beratungen pro Betrieb im Einsatz, und sie wenden dabei durchschnittlich 6,2 Stunden auf. Die Erstberatung ist jeweils kostenlos.
Projekt „Regiokorn“ erfolgreich
Großes Potenzial sieht Plitzner im Bereich der Sonderkulturen, und hier speziell im Gemüseanbau. Ein Projekt, das sich auch nach der eigentlichen Startphase etabliert hat, ist der Anbau von Regiokorn-Getreide: „Dieses Projekt läuft nach wie vor sehr gut. Das haben wir vor allem dem Umstand zu verdanken, dass wir eine Mühle haben, die das Korn verarbeitet und einen Bäcker, der es abnimmt. So können sich die Anbauer auch über zufriedenstellende Auszahlungspreise freuen.“ Auch hier hat sich der Anbau des Getreides schwerpunktmäßig ins Pustertal verlagert. Zu den Trägern des Projektes „Regiokorn“ gehört bekanntlich auch der Südtiroler Bauernbund. Einen wesentlichen Bereich der Tätigkeit nimmt die Öffentlichkeitsarbeit ein. Dazu zählen zum einen Fachartikel im „Südtiroler Landwirt“ und anderen Fachmedien, interne Medien wie die Mitgliederzeitschrift „BRING News“, Infoblätter, Leitfäden und Rundschreiben, aber auch verschiedene Tagungen, die zum Teil jährlich, zum Teil zweijährlich abgehalten werden.
Treibhausbilanz am Bergbauernhof
Den Abschluss der Versammlung bildete ein Referat, bei dem der BRING-Berater Alexander Helfer auf das Thema „Treibhausgasbilanzierung Südtiroler Milchviehbetriebe“ einging. Gemeinsam mit einem Praktikanten und anhand eines Online-Rechners der Klimahausagentur war der BRING bei 50 Betrieben vor Ort und hat sich dort mit dem Ursprung von Treibhausgasemissionen, möglichen Einsparungspotenzialen und dem Einfluss der Milchleistung auf den CO2-Fußabdruck befasst. Dabei wurden als mögliche Wege zur Reduktion unter anderem die Optimierung der Laktations- und Lebensleistung, die Anpassung des Kraftfutters und die Verbesserung der Grundfutterqualität ins Auge gefasst. „Klar bleibt aber auch, dass man die Nachhaltigkeit eines Bergbauernhofes nicht nur an den Treibhausgasemissionen festmachen kann. Dazu gehören auch noch viele anderen Punkte wie die Ökosystemleistungen durch die Pflege des Grünlands“, betonte Helfer. In den Grußworten unterstrichen Gerlinde Wiedenhofer vom Landestierärztlichen Dienst und Sennereiverbands-Obmann Joachim Reinalter die gute Zusammenarbeit mit dem BRING und die Bereitschaft, weiterhin gemeinsam für die Berglandwirtschaft in Südtirol zu arbeiten.

Christian Plitzner gab einen Überblick über die umfangreiche Tötigkeit des BRING.