Qualität Südtirol: eine starke Marke
Das Qualitätszeichen Südtirol wird heuer 20 Jahre alt. Das wurde bei der Vollversammlung gefeiert. Wie wertvoll – weil vertrauenswürdig – die Marke auch ist, so wurde doch deutlich: Es liegt noch viel Weg vor uns, nicht zuletzt in Gastronomie, Hotellerie und in den Mensen.
„Mein Ziel ist, Landwirtschaft und Gastronomie enger zusammenzubringen“, erklärte Landesrat Luis Walcher bei der Vollversammlung der Qualitätsmarke Südtirol im Gustelier des Südtiroler Hoteliers- und Gastwirteverbandes. Es gebe zwar schon Betriebe, die stark auf heimische Produkte setzen, damit Urlaubsgäste Südtirol nicht nur erleben, sondern auch „erschmecken“ können. Daran sei aber noch stärker zu arbeiten. Dass Südtirol stolz sein könne auf seine Produkte, unterstrich Landesrat Marco Galateo: „Sie sind ein Aushängeschild Südtirols, und zwar auf der ganzen Welt.“ Die Belieferung internationaler Märkte habe aber auch ihre Schattenseiten, erklärte Galateo mit Verweis auf die Zölle, die US-Präsident Donald Trump eingeführt hat. „Aber wir sollen uns nicht sorgen, denn die Amerikaner wollen unsere Produkte haben. ,Made in Italy‘ ist sehr gefragt.“ IDM-Präsident Hansi Pichler sprach von einer Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Und appellierte an die Produzenten, ihren Innovationsgeist zu behalten, das Qualitätsbewusstsein weiterzuentwickeln und sich die Freude an der Produktion zu bewahren. IDM-Generaldirektor Erwin Hinteregger unterstrich die Attraktivität und Begehrlichkeit der Südtiroler Qualitätsprodukte: „Wir wissen, dass unsere Nachbarregionen viel mehr Geld in ihre Produktkampagnen investieren, aber unsere Marke ist stärker!“, meinte er stolz. Schließlich sei es gelungen, in den EDEKA-Märkten in Deutschland einen Südtirol-Kiosk einzurichten. Das sei ein toller Erfolg, denn normalerweise müsse man für solche Premium-Platzierungen bezahlen. „Seit 20 Jahren arbeiten wir an der Marke ,Qualität Südtirol‘“, unterstrich Hinteregger, Ziel ist es, neue Produkte aufzunehmen und die Diversität zu stärken“, schloss Hinteregger. Der Landtagsabgeordnete Franz Locher sprach das Thema der Autobahnraststätten an: „Wir müssen dieses enorme Potenzial nutzen und unsere Produkte dort unterkriegen, ein guter Werbeeffekt.“ Das könne Südtirols Wirtschaft, Landwirtschaft und vor allem die Berglandwirtschaft weiter stärken. David Frank, Koordinator Qualitätszeichen Südtirol bei IDM, gab einen Überblick über die Produkte, die über die Jahre in die Marke aufgenommen wurden und was ihre besondere Qualität ausmacht. So werde beispielsweise beim Honig über Pollenanalysen festgestellt, ob er wirklich aus Südtirol stammt. Insgesamt sei die Produktpalette sehr heterogen, denn sie reicht von landwirtschaftlichen Produkten wie Äpfeln, Stein- und Beerenobst sowie Eiern, Gemüse, Kartoffeln bis zu verarbeiteten Produkten wie Brot, Kaminwurzen, Honig, Joghurt.
200. Mitglied und 20. Geburtstag
Pünktlich zum 20. Geburtstag konnte auch die 200er-Schwelle bei den Markennutzern überschritten werden: Das 200. Mitglied ist der Psairer Beck, ihm wurde ein Geschenkkorb überreicht. So gibt es aktuell 201 direkte und 554 (zzgl. Milch noch mal 4000) indirekte Markennutzer. Für das Jubiläum sind auch einige Projekte geplant: So wird eine Kampagne gestartet, bei der Produzentinnen und Produzenten erzählen, wieso sie beim Qualitätssiegel dabei sind. Auch ein Gewinnspiel wird es geben und im Herbst ein Fest. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Hogast und der Einkaufsgenossenschaft Emporium (für öffentliche Ausschreibungen) sollen Produkte mit Qualitätszeichen verstärkt in der heimischen Hotellerie und Gastronomie sowie in öffentlichen Mensen Einzug halten.
Marke unterstreicht Wertigkeit
Schließlich ging es in eine Podiumsdiskussion, an der Alexander Holzner von der Biometzgerei Holzner in Lana, Benjamin Profanter von Profanter Naturbackstube in Brixen, Maria Elisabeth Laimer vom Pfefferlechner in Lana und Ulrich Kager von Profarms in Eppan zu Wort kamen. Maria Elisabeth Laimer kommt aus einem Familienunternehmen mit Bierbrauerei und hat „Freedl“ entwickelt, ein heimisches alkoholfreies Bier, und vertreibt es mit dem Qualitätssiegel Südtirol. „Bier hat keine große Wertigkeit, weil es oft industriell hergestellt wird“, meinte sie. Inzwischen gebe es neben dem Pfefferlechner auch noch andere handwerkliche Bierbrauereien im Land, die es verstehen, ihrem Produkt die gebührende Aufmerksamkeit und den entsprechenden Preis zu garantieren. „Das Qualitätszeichen ist für uns ein Alleinstellungsmerkmal, die Zertifizierung war sehr wichtig“, erklärte sie. Helmuth Profanter, der Vater von Benjamin, hat den Sektor Brot mit aufgebaut. Sein Ziel war es, traditionelles, handwerkliches Brot zu schützen. Zunächst fehlte aber das Getreide, deshalb wurde das Projekt „Regiokorn“ ins Leben gerufen, eine Kooperation zwischen Landwirtschaft, Handwerk und Handel. Im Brotbereich gebe es aber noch viel Aufklärungsbedarf, meinte Benjamin Profanter, schließlich werden 75 bis 80 Prozent der Backwaren, die in Südtirol konsumiert werden, importiert. „Ich wünschte mir, dass wir es – ähnlich wie beim Wein – schaffen, dass unsere Gastronomie nicht ohne heimisches Brot auskommen, dass das zur Selbstverständlichkeit wird.“ Aber da sei noch viel Arbeit nötig, sowohl beim Konsumenten als auch in Hotellerie und Gastronomie und nicht zuletzt in den Mensen bzw. bei den Ausschreibungen. Aktuell gibt es 160 Metzgereien, die kapillar über Südtirol verteilt sind. „Die Voraussetzungen sind also gut“, meinte Metzgermeister Alexander Holzner. „Im Sinne der Qualitätserhaltung müssen diese Handwerksbetriebe und auch die Schlachthöfe – zumindest einer pro Bezirk – erhalten bleiben“, meinte er. Er plädierte dafür, dass Metzger, Gastwirte und Bauern miteinander in Kontakt treten sollen, damit sie aus dem heimischen Fleisch echte Südtiroler Spezialitäten von der Weide direkt auf die Gästeteller bringen können. „Eine optimale Rendite für alle wäre dadurch möglich“, erklärte er seinen Gedanken. Ulrich Kager vom Start-up Profarms unterstrich die ideale Ausgangslage Südtirols für traditionelle wie innovative Qualitätsprodukte durch die gehobene Gastronomie und Hotellerie. „Viele, die innovative Produkte entwickelt haben, kommen aus traditionellen Betrieben, wollen aber etwas Neues wagen und sich selbst aufbauen.“
Labels ja, aber sparsam
Universitätsprofessor und Konsumforscher Thomas Aichner sprach nach einer Pause mit Südtiroler Apfelstrudel zum Thema „Qualitäts- und Herkunftslabels: zwischen Vertrauen und Skepsis – was Unternehmen wissen sollten“ und gab vier Tipps, Herkunfts- und Qualitätssiegel effizient und kundenwirksam einzusetzen: Es sollen nur anerkannte Siegel verwendet, die Transparenz sichergestellt, eine Überflutung vermieden (maximal drei Siegel) und über alle zur Verfügung stehenden Kanäle konsistent kommuniziert werden, also über Verpackung, Website oder auch Soziale Medien.

Die bunte Palette an Qualitätsprodukten

Die Diskussionsrunde mit David Frank (Bildmitte) als Moderator