Der Anbau von Gelbem Enzian und Echter Rosenwurz wird im Rahmen des „NURBS“-Projekts in Südtirols Berggebieten getestet und gefördert. 

Alpine Heil- und Gewürzpflanzen

Die Berggebiete Südtirols bieten ideale Bedingungen für die Produktion einer Reihe von Nischenkulturen. Das Projekt „NURBS“ des Versuchszentrums Laimburg in Kooperation mit der Fondazione Edmund Mach verfolgt unter anderem das Ziel, den Anbau alpiner Heil- und Gewürzpflanzen zu fördern.

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Produktion

Der Anbau alpiner Arznei- und Gewürzpflanzen gewinnt zunehmend an Bedeutung, sowohl aus ökologischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht. Diese Pflanzen werden aufgrund ihrer Eigenschaften und ihrer Nachfrage in der Lebensmittel-, Kosmetik- und Arzneimittelindustrie geschätzt. Alpine Arten sind an die extremen klimatischen Bedingungen wie niedrige Temperaturen, starke UV-Strahlung, kurze Wachstumsperioden der Gebirgslagen angepasst, weshalb sich ihr Anbau für diese Höhenlagen gut eignet. Die natürlichen Bestände dieser Pflanzen werden zunehmend durch den Verlust von Lebensräumen, den Klimawandel und übermäßiges Sammeln bedroht, was die Notwendigkeit für eine nachhaltige Kultivierung noch dringlicher macht.

Projekt „NURBS“
Das Projekt „NURBS“ (NUts and heRBS) setzt genau hier an und verfolgt das Ziel, die Kultivierung von traditionellen Heil- und Gewürzpflanzen in höheren Lagen zu fördern. Das Versuchszentrum Laimburg, Arbeitsgruppe Acker- und Kräuteranbau, startete im Frühjahr 2024 auf 1400 Meter Meereshöhe erste Anbauversuche mit Arnika (Arnica montana L.), Gelbem Enzian (Gentiana lutea L.), Echtem Tausendguldenkraut ­(Centaurium erythraea Rafn) und Echter Rosenwurz (Rhodiola rosea L.). Diese Arten sind in Südtirol teils gefährdet und geschützt.

Anbauversuche
Die Versuche reichen von der Produktion von Jungpflanzen bis zur Entwicklung optimaler Erntemethoden. Es werden verschiedene Arnika-Sorten geprüft, Herkünfte des Echten Tausendguldenkrautes verglichen, die Möglichkeiten von biologischem Unkrautmanagement beleuchtet oder der Ertrag von Gelbem Enzian und Echter Rosenwurz unter dem Einfluss verschiedener Pflegemaßnahmen analysiert. Herausforderungen in der Jungpflanzenanzucht sowie Pflegemaßnahmen deuten bereits darauf hin, dass es sich bei diesen Arten nicht um herkömmliche Kulturpflanzen handelt, sondern dass die Domestizierung dieser Wildpflanzen noch eine relativ junge Entwicklungsgeschichte hat. Nichtsdestotrotz ermöglicht der gezielte Anbau, die Nachfrage zu decken, ohne die natürlichen Bestände im Alpenraum oder in anderen Bergregionen durch teilweise illegales Sammeln zu gefährden. Der Anbau bietet Vorteile hinsichtlich der Qualität, Erntemenge sowie Verfügbarkeit der Rohstoffe und ermöglicht es zudem, wertvolle Pflanzenarten für Lebensmittel, Kosmetika oder Nahrungsergänzungsmittel bereitzustellen.  

Zunehmende Nachfrage
In den letzten Jahren hat das Interesse an gesunden Ernährungstrends deutlich zugenommen. Superfoods wie Beeren, Nüsse, Kräutertees und pflanzenbasierte Kosmetika gewinnen dadurch zunehmend an Beliebt­-
heit. Gleichzeitig haben verschiedene globale ­Krisen die Verfügbarkeit bestimmter pflanzlicher Rohstoffe deutlich eingeschränkt – etwa jene der populären Echten Rosenwurz, die für ihre gesundheitsfördernde und ­stressreduzierende Wirkung allgemein bekannt ist und bisher hauptsächlich aus Russland importiert wird.

Kräuteranbau in Südtirol
Im Südtiroler Berggebiet werden auf rund 50 Betrieben professionell Kräuter für den regionalen Markt angebaut. Gemeinsam bauen die Kräuteranbaubetriebe, in der Regel sind es Familienunternehmen, Kräuter wie Zitronenmelisse, Pfefferminze, eine Vielzahl anderer Arten an. Einige haben bereits Erfahrung im Anbau alpiner Pflanzen gesammelt, jedoch erfolgt kein großflächiger Anbau von Arten wie Arnika oder Gelbem Enzian. 

Vermarktung 
Für das „NURBS“-Projekt wird mit der Fondazione Edmund Mach kooperiert, um die phytochemischen Eigenschaften der Arten wie Arnika, Echtes Tausendguldenkraut, Gelber Enzian, Echte Rosenwurz  zu untersuchen.  Dabei wird auch ihr Potenzial für Produktinnovationen geprüft, die eine Vermarktung im Kosmetik- oder Lebensmittelbereich ermöglichen.  

Elisa Gius, Versuchszentrum Laimburg

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