Wer noch nicht zehn Jahre Berufserfahrung vorweisen kann, muss die Ausbildung von maximal 18 Unterrichtsstunden absolvieren. 

Tierhalterausbildung: Details stehen fest

Im letzten Jahr war sie angekündigt worden, nun wird sie Realität. Bis Jahresende müssen viele Tierhalter eine Tierhalterausbildung und bzw. oder die entsprechende Prüfung absolvieren. Jetzt liegen dazu auch die Details vor, die Kurse starten in diesen Tagen.

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Service Betriebsberatung

Christian Plitzner, der Geschäftsführer des Beratungsringes Berglandwirtschaft BRING, erklärt, wer dazu verpflichtet ist, welche Ausnahmen für Südtirol gelten und was Bäuerinnen und Bauern jetzt tun sollten. 

Südtiroler Landwirt: Christian Plitzner, was  wollen die Gesetzgeber in Brüssel und Rom mit dieser Tierhalterausbildung erreichen? 
Christian Plitzner:
Ich denke, diese Frage stellen sich alle Bäuerinnen und Bauern, denn diese anstehende Ausbildung geistert schon eine Weile durchs Land. Mittlerweile ist aber Licht ins Dunkel gekommen, und dank zahlreicher Treffen können wir den Bäuerinnen und Bauern jetzt die dazugehörigen Informationen geben. Mit der Ausbildung soll die besondere Bedeutung der Bauern für das Wohl und die Gesundheit ihrer Tiere unterstrichen werden. Sie sind tagtäglich bei ihren Tieren und wissen daher am besten, wie es ihnen geht und was sie brauchen. Das ist auch die Überlegung des Gesetzgebers, der mit der Ausbildung diese Kompetenz stärken und das Wissen vertiefen möchte. In den drei Modulen der Ausbildung wird neben Tiergesundheit auch auf die Tierdatenbanken und das „ClassyFarm“-System eingegangen. 

Welche Termine sind vorgesehen? Bis wann müssen die Ausbildung und die Prüfung absolviert werden?
Den Zeitplan können wir nicht selber gestalten, sondern müssen uns an die nationalen Vorgaben halten. Aktive Tierhalter müssen bis 31. Dezember 2025 die Ausbildung bzw. die Prüfung absolviert haben. 

Wer ist verpflichtet, die Ausbildung zu machen – nur Betriebsinhaber oder auch Familienmitglieder, Angestellte usw.?
Die Tierhalterausbildung richtet sich in erster Linie an die Tierhalter. Es gibt zwar Ausnahmen, aber in den allermeisten Fällen sind das die Bäuerinnen und Bauern selbst. Hat ein Tierhalter mehr als zehn Jahre Berufserfahrung – es gilt das Datum der Ersteintragung in die Tierdatenbank – muss er nur eine Prüfung ablegen, die Ausbildung von 18 Unterrichtseinheiten bleibt ihm somit erspart. Angestellte eines landwirtschaftlichen Betriebes mit entsprechendem Arbeitsvertrag müssen zwölf Unterrichtseinheiten absolvieren.  

Südtirol ist es gelungen, in den Verhandlungen in Rom einige wesentliche Ausnahmen für die heimischen Tierhalterinnen und Tierhalter zu erreichen. Welche sind das? Wer ist von der Ausbildung befreit und wird direkt zur Abschlussprüfung zugelassen? Und wer ist von beiden Auflagen befreit? 
Personen, die mindestens seit zehn Jahren einer tierhaltenden Tätigkeit nachgehen (das Datum ist in der Datenbank ersichtlich), müssen die 18 Unterrichtseinheiten nicht ablegen und können direkt die Abschlussprüfung absolvieren. Zudem ist es gelungen, dass in Südtirol alle Huftiere zusammengefasst wurden. Im Rest des Staates ist das nicht so, dort muss für jede Tierart die Ausbildung absolviert werden. Auch die hiesigen Tiertransporteure haben einen Vorteil gegenüber ihren Kollegen auf nationaler Ebene, denn ihre Ausbildung wird anerkannt. Für die Zukunft ist geplant, die Ausbildung in den Schulen über den Unterricht anzubieten. 

Angesichts der nahenden Almsaison: Welche Regeln gelten für die Tiertransporteure?
Auf die Transportunternehmer wird speziell eingegangen: Haben sie eine in der Provinz Bozen ausgestellte Zulassung des Typs 1 und 2, müssen sie den Kurs nicht ablegen, da sie bereits durch die Verordnung EG 1/2005 einer Weiterbildungspflicht unterliegen und hier tiergesundheitliche Inhalte vermittelt werden.

Was ist mit Imkern, die die Imkerei häufig nur freizeitmäßig betreiben? Und welche Regeln gelten für die bäuerliche Fischzucht?
Bei den Imkern ist die Anzahl an Bienenvölkern ausschlaggebend, wobei hier der Grenzwert von zehn Völkern gilt, solange der Honig für den Eigengebrauch verwendet wird und nicht regelmäßig größere Mengen des eigenen Produktionsvolumens verkauft werden. Wie viele Freizeitimker mehr als zehn Bienenvölker haben, ist für uns nicht einsehbar. Bei Überschreitung dieses Schwellenwertes greifen auch hier die zehn Jahre Berufserfahrung. Wer sie nicht vorweisen kann, muss die 18 Unterrichtseinheiten absolvieren. Fischzüchter müssen bei fehlender Berufserfahrung von zehn Jahren auch 18 Unterrichtseinheiten besuchen.  

Der BRING und die Bauernbund-Weiterbildungsgenossenschaft werden die Ausbildung so gestalten, dass sie möglichst interessant und hilfreich ist. Welche Inhalte werden vermittelt und wie lange dauert die Ausbildung?
Die Ausbildung umfasst 18 Unterrichts­einheiten für Bäuerinnen und Bauern und zwölf Unterrichtseinheiten für landwirtschaftliche Angestellte. Diese Ausbildung wird sich aus drei Modulen zusammensetzen. Im Modul eins geht es um den allgemeinen Rechtsrahmen, die Tiergesundheit und das Tierwohl, die wichtigsten Tierkrankheiten, die Wechselwirkung zwischen Tiergesundheit, menschlicher Gesundheit, Tierernährung, Tierwohl und Umwelt, die Überwachungstätigkeiten der Betriebsleiter und Mitarbeiter im landwirtschaftlichen Betrieb zur Früherkennung wichtiger Tierkrankheiten, tierärztliche Gesundheitsbesuche, die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden bei der Überwachung, Prävention und Bekämpfung von Krankheiten sowie um die Pflichten der Betriebe bei Verdacht auf Krankheit. Das Modul zwei befasst sich mit den Arbeiten in der Datenbank BDN durch die Betreiber und deren Beauftragte, der Rückverfolgbarkeit von Rindern, Pferden, Schafen, Ziegen, Schweinen, Hirschen und Kameliden, mit der Verwaltung des I&R-Systems für andere Arten, dem elektronischen Behandlungsregister und der Registrierung von Schlachtungen im Schlachthof. Im Modul drei schließlich geht es um die Biosicherheitsmaßnahmen, die Rolle des Betriebstierarztes bzw. des beauftragten Tierarztes, die Sammlung und Eingabe von Informationen in „ClassyFarm“ und anderen Informationssystemen und um den vorsichtigen und verantwortungsvollen Einsatz von Tierarzneimitteln und Elementen der antimikrobiellen Resistenz. 

Ab wann sind die entsprechenden Kurse verfügbar und wo kann sich ein Tierhalter anmelden? Wer organisiert die Ausbildung? 
Die Weiterbildungsgenossenschaft im Bauernbund plant, ab Sommer 2025 Online-Kurse und Kurse in Präsenz auf Bezirksebene anzubieten. Für Tierhalter mit zehn Jahren Berufserfahrung möchte der BRING zusammen mit den Ortsgruppen des Bauernbundes bei bestehendem Interesse die Prüfungen mit einem begleitenden Vortrag vor Ort anbieten, um einen niederschwelligen Zugang für die Bäuerinnen und Bauern zu garantieren.

Wie sieht die Abschlussprüfung aus und wer nimmt die Prüfung ab?
Die Prüfung besteht aus 45 Fragen, von denen 32 richtig beantwortet werden müssen, um ein positives Ergebnis zu erzielen. Es wird sich um einen Multiple-Choice-Test (zum Ankreuzen) mit einer richtigen Antwort handeln. Bei Online-Kursen wird die Prüfung online durchgeführt, bei jenen in Präsenz erfolgt die Prüfung in schriftlicher Form und wird von den Referenten abgenommen werden. Bei Tierhaltern mit zehn Jahren Berufserfahrung nimmt der BRING die Prüfungen schriftlich ab.  

Wie hoch sind die Teilnahmegebühren?
Die Bruttogebühren richten sich nach Art der Kurse: Online-Kurse haben eine Teilnahmegebühr von 60 Euro, für Präsenzkurse werden 90 Euro verlangt. Für die Prüfung mit zehn Jahren Berufserfahrung werden 20 Euro fällig. 

Was passiert, wenn ein Tierhalter die Ausbildung und bzw. oder die Ausbildung bis Jahresende nicht schafft? An wen kann man sich  bei Fragen melden? 
Es sind entsprechende Sanktionen vorgesehen. Ab dem Jahr 2026 können die Tiere bei der Übergabe von Höfen nur auf den Übernehmer übertragen werden, wenn er den Kurs absolviert hat. Die Prüfung kann bei Nichtbestehen wiederholt werden, ohne den Kurs nochmals besuchen zu müssen. Bei Fragen können sich Bäuerinnen und Bauern gerne beim BRING melden, aber auch bei der Bauernbund-Weiterbildungsgenossenschaft. 

Christian Plitzner: „In Südtirol gilt eine gemeinsame Ausbildung für alle Huftiere.“

Infos zur Tierhalterausbildung

Wer ist verpflichtet, die Ausbildung zu machen?

  • Tierhalter, die Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Schweine, Geflügel, Hirschartige, Kameliden halten; Hasentiere, Bienen oder Aquakulturen ab einer gewissen Größen-ordnung halten; Huftiere sind in einer Ausbildung zusammengefasst
  • Angestellte auf Betrieben, die sich um die Tiere kümmern

Bis wann ist die Ausbildung zu machen? 

  • Die Frist für die bestandene Prüfung läuft bis zum 31. Dezember 2025.

Dauer der Ausbildung

  • 18 Unterrichtseinheiten 
  • 12,5 Unterrichtseinheiten für Tierhalter, die weniger als eine gewisse Anzahl an Tieren halten (siehe „Südtiroler Landwirt“ Nr. 18/2024, S. 25 oder https://tinyurl.com/ausnahmen-tierhalter)

Ausnahmen

  • Tierhalter mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung werden direkt zur Abschlussprüfung zugelassen.
  • Tierhalter von familiären Herden -(einzelne Tiere) sind von der Ausbildung und auch von der Abschluss-prüfung befreit.
  • Für Imker und Aquakulturen ist eine eigene Ausbildung erforderlich.

Formate

  • Ausbildung in Präsenz auf Orts- und Bezirksebene mit Abschlussprüfung
  • Ausbildung online mit Abschlussprüfung

Anbieter

  • BRING und SBB-Weiterbildung

Teilnahmegebühren

  • Ausbildung in Präsenz auf Bezirks-ebene inkl. Abschlussprüfung: 90 Euro inkl. MwSt.
  • Ausbildung online inkl. Abschluss-prüfung: 60 Euro inkl. MwSt.
  • Nur Abschlussprüfung online: 20 Euro inkl. MwSt.
  • Nur Abschlussprüfung in Präsenz auf Ortsebene (Bauernbund-Ortsgruppe): 20 Euro inkl. MwSt. 

Abschlussprüfung 

  • Mindestens 70 Prozent der Fragen müssen richtig beantwortet werden.

Termine

  • Ausbildung online oder in Präsenz inkl. Abschlussprüfung: ab Sommer
  • Nur Abschlussprüfung online: ab Sommer
  • Nur Abschlussprüfung in Präsenz auf Ortsebene: ab Frühjahr (Anfrage erfolgt über Bauernbund-Ortsgruppe, Bauernbund-Ortsobleute werden zu gegebenem Zeitpunkt über Terminfindung informiert)
Michael Deltedesco

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