Das Hagelschutzkonsortium will auf neue Möglichkeiten der Risikoabdeckung setzen.

„Professioneller Partner bleiben“

Beeindruckende Zahlen legten die Verantwortlichen des Südtiroler Hagelschutzkonsortiums bei der ­Vollversammlung vor zwei Wochen auf den Tisch. Man wolle auch weiterhin ein professioneller Partner für die heimische Landwirtschaft sein und innovative Wege zur Risikoabdeckung suchen – so das Versprechen.

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Wirtschaft

„Die Verantwortlichen im Hagelschutzkonsortium sind Männer ohne Nerven!“: Mit diesen Worten lobte Arnold Schuler, Landtagspräsident und ehemaliger Landesrat für Landwirtschaft, die Führungsspitze in seinen Grußworten. Dabei bezog er sich auf die vom Hagelschutzkonsortium für die Mitglieder bevorschussten Versicherungsprämien in Höhe von 73 Millionen Euro. Dies sind beachtliche Beträge und müssen von den Landwirten erst dann ans Konsortium bezahlt werden, wenn die römische Zahlstelle AGEA die gewährten Fördergelder ausbezahlt hat. Beschlossen wurde unter anderem, dass auch die Bevorschussung der Versicherungsprämien 2024 in Höhe von maximal 50 Prozent für die EU-Förderschiene aufrecht bleiben soll. Auch wenn die Zinsbelastung mit 1,8 Millionen Euro für die Bevorschussung nicht unerheblich ist, überwiegt laut Beschluss der Vorteil für den Betrieb, einen Teil der Versicherungsprämie 2024 erst dann zahlen zu müssen, wenn die Zahlstelle AGEA den Förderbeitrag ausbezahlt hat.
Manfred Pechlaner, Direktor des Konsor­tiums, ergänzt: „Durch diese Maßnahme bleibt etwas Liquidität im Betrieb, bis die Gelder ausbezahlt werden. Weiters hoffen wir, dass die für 2024 bereitgestellten Fördermittel reichen, um die 50-prozentige Bevorschussung auch abdecken zu können.“ Die Auszahlung der offenen Förderbeiträge müsse unbedingt rascher erfolgen, denn aktuell würden noch einige Beträge für den Zeitraum von 2016 bis 2020 und größere Summen für 2021 und 2022 bevorschusst.

Weit mehr als nur ­Hagelversicherung
Die Tätigkeit des Hagelschutzkonsortium umfasst aber weit mehr als nur das Angebot der Hagelversicherungspolizze. So berichtete Obmann Michael Simonini über die verschiedenen innovativen Projekte wie die Dürreindexversicherung, die nun auf Satellitendaten zurückgreift, die Plattform „Kultivas“, wodurch eine datenbasierte Entscheidungsfindung für eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft möglich sein wird, das Projekt „Precison Farming“, bei dem an einer digitalen Schadenserhebung mittels Künstlicher Intelligenz (KI) gearbeitet wird, sowie über die Zusammenarbeit mit den Beratungsringen für Obst- und Weinbau sowie für Berglandwirtschaft (BRING) zur Nutzung der Wetterdaten. „Insbesondere hat sich letztens gezeigt, dass durch ein gemeinsames Engagement und politischen Druck vieles bewegt werden kann“, unterstrich Simonini.
Das Konsortium werde weiterhin verstärkt auf neue Möglichkeiten der Risikoabdeckung setzen. „Natürlich sind die Herausforderungen aufgrund des Klimawandels, steigender Kosten und Zinsen nicht einfach. In Zukunft wird eine größere Reform des Sektors Risikomanagement in der Landwirtschaft notwendig sein“, erklärte der Obmann. Betont wurde auch, dass hierbei nur das Hagelschutzkonsortium als professioneller Partner eine wesentliche Rolle spielen kann.

Ziel ist 360-Grad-Absicherung
Die Leistungen des Konsortiums sollen in Zukunft weiter ausgebaut werden und auf eine 360-Grad-Absicherung hinzielen. „Innovation, Kollektivität und eine gesunde Nutzung der KI sollen in Zukunft helfen, die gesteckten Ziele umzusetzen“, unterstrich Simonini. Ein fundamentales Thema in den kommenden Jahren wird auch die Weiterentwicklung der bereits eingerichteten sektoralen Mutualitätsfonds I.S.T. zur Absicherung des Einkommens der teilnehmenden Mitglieder sein. „Hier muss sicherlich noch einiges an Druck in Richtung Rom aufgebaut werden, um die operative Umsetzung abschließen zu können, damit der Nutzen der Fonds auch klar und monetär sichtbar wird“, erinnerte Direktor Pechlaner.
Auch Daniel Gasser, Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes, sowie Herbert von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes Südtirol, dankten dem Hagelschutzkonsortium in ihren Grußworten für seine wertvolle Arbeit, die gerade in Zeiten des Klimawandels nicht immer leicht sei, dank der guten Vernetzung in Rom und Brüssel bisher aber immer fruchtbringend war.

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