BNF-Obmann Sepp Dariz: „Wir sind für alle Südtirolerinnen und Südtiroler da, die unverschuldet in Not geraten sind.“

BNF: Hilfe für alle Bedürftigen im Land

Menschen in Südtirol unbürokratisch und rasch über den Berg zu helfen, hat sich der Bäuerliche Notstandsfonds zur Aufgabe gemacht. Nach 34 Jahren ist er wichtiger denn je, unterstrich ­Obmann Sepp Dariz bei der diesjährigen Vollversammlung.

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Bäuerlicher Notstandsfonds

Es ist jedes Jahr ein Moment der Rückschau und des Dankes: die Vollversammlung des Bäuerlichen Notstandsfonds. Der Verein springt überall dort ein, wo unverschuldet in Not geratene Südtirolerinnen und Südtiroler Hilfe brauchen. „Das geht aber nur, weil wir von vielen Seiten Unterstützung erfahren, solide Partnerschaften haben und sich keiner scheut, ehrenamtlich Verantwortung zu übernehmen“, lobte Obmann Sepp Dariz in die Runde, die am 10. April in der Kellerei Meran Burggräfler zusammengekommen war, um das Jahr 2023 aus der Sicht des Bäuerlichen Notstandsfonds Revue passieren zu lassen. Der Obmann konnte auch diesmal wieder beeindruckende Zahlen präsentieren. So wurden vom Vorstand im Jahr 2023 insgesamt 126 Notfälle behandelt, 55 von bäuerlichen Familien oder Einzelpersonen und 71 von nicht-bäuerlichen. „Wir als Bäuerlicher Notstandsfonds sind für alle Südtirolerinnen und Südtiroler da, die unverschuldet in eine Notsituation geraten sind“, unterstrich Sepp Dariz, denn fälschlicherweise werde von vielen Seiten immer noch gedacht, dass der BNF nur für die landwirtschaftliche Bevölkerung da sei und Unterstützung biete.

Für bäuerliche und ­nicht-bäuerliche Bevölkerung da
Daran müsse gearbeitet werden: auch mit Hilfe der Medien, egal ob es sich um Zeitungen und Zeitschriften, Radio oder Fernsehen handelt. Dariz rief alle Anwesenden dazu auf, die Augen offen zu halten und genau hinzusehen, damit man die Bedürftigen im Land schnell ausmachen und ihnen effizient unter die Arme greifen könne. „Wir als Bäuerlicher Notstandsfonds unterstützen die Menschen nicht nur einmalig. Wir sehen unsere Aufgabe vielmehr darin, die Menschen so lange finanziell zu begleiten, bis sie über den Berg sind, bis ihre schwierige Situation überwunden ist“, unterstrich der Obmann. Das sei in Zeiten von Inflation, Preissteigerungen und Zinserhöhungen wichtiger denn je, denn viele Menschen und Familien in Südtirol stünden derzeit vor großen Schwierigkeiten. Insgesamt wurden 2023 in 102 Fällen Unterstützungsauszahlungen gewährt, 1.634.301 Euro ging im letzten Jahr an Bedürftige im ganzen Land. „Dabei wird kein Euro für die Verwaltung des Vereins ausgegeben“, unterstrich Sepp Dariz, die Spenden gehen zu 100 Prozent an die Betroffenen. Damit dankte der Obmann der Landesabteilung Soziales, die den Verein jedes Jahr finanziell unterstützt.
Die meisten Auszahlungen wurden durch den Tod eines Familienmitglieds notwendig, andere durch Krankheiten oder körperliche Beeinträchtigungen, durch familiäre oder durch betriebliche Notsituationen, durch Brand, Unwetter und aufgrund von Sonderprojekten (Verlassenschaften). Dariz sprach in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit einer guten Versicherung an: „Mir ist bewusst, wie schwierig es ist, Haus, Hof und Familie ausreichend abzusichern, aber in unserer täglichen Arbeit wird immer wieder deutlich, welches Risiko eine Unterversicherung darstellt.“ Er appellierte an den Bauernbund, in diesem Bereich noch mehr Sensibilisierungsarbeit zu leisten. Die meisten Anträge um Hilfe kamen im letzten Jahr aus dem Burggrafenamt (29), gefolgt vom Vinschgau (25), dem Eisacktal (23), Pustertal (22) und dem Bezirk Bozen (18), während das Unterland als kleinster Bezirk mit neun Anträgen das Schlusslicht bildet.

Von „Zukunft schenken“ bis Ethical Banking
Geholfen wurde 2023 mit insgesamt rund 1,6 Millionen Euro, davon 65.200 Euro über das Projekt „Zukunft schenken“, das insgesamt 30 Jugendliche mit Schul- und Studienbeihilfen unterstützt hat. Die Mittel dazu kamen zur Hälfte vom Kiwanis Club ­Bozen und von der A.-Tutzer-Stiftung. „Mit dem Kiwanis Club Bozen verbindet uns seit 2010 eine wertvolle Zusammenarbeit“, erklärte Dariz, sodass insgesamt schon 72 Jugendliche unterstützt werden konnten. Eine wertvolle Hilfe kann der Bäuerliche Notstandsfonds auch mit drei Holzblock­häusern bieten, die immer dann zur Verfügung gestellt werden, wenn Wohnhäuser abbrennen oder ausfallen und für Familien rasch alternative Wohnräume geschaffen werden müssen. „Allerdings sind die Kosten für Auf- und Abbau sehr hoch, die Lagerung der Bauteile ist ein weiteres Problem“, erklärte Dariz. Deshalb überlege man sich nun den Einsatz von Containern, was mit weniger Kosten verbunden ist. Über Ethical Banking und den Bäuerlichen Notstandsfonds konnten im letzten Jahr 36 Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer bedient werden. Sie dürfen einen Förderzinssatz von 1,424 Prozent in Anspruch nehmen. 2023 sind sechs Neuempfehlungen vom BNF-Vorstand beschlossen und dem Förderverein weitergeleitet worden. Drei davon wurden bereits angenommen, wie Obmann Sepp Dariz berichtete.
Über eine weitere Hilfsachse werden vom Bäuerlichen Notstandsfonds Sonderprojekte für die Berglandwirtschaft finanziert, beispielsweise für dringend nötige Sanierungen oder für die Umsetzung innovativer Ideen auf Höfen, wo jungen Familien bei ihrem Start unter die Arme gegriffen werden soll. Vor allem der nicht-bäuerlichen Bevölkerung kommt hingegen die Konventionierung bei der Landestafel (Banco alimentare) zugute: „Bei den heimischen Genossenschaften kaufen wir landwirtschaftliche Produkte wie Milch, Äpfel und teils auch Kartoffeln ein, um sie über die Landestafel und die örtlichen Tafeln an bedürftige Personen und Familien am Land weitergeben zu können“, erklärte Sepp Dariz. Weitere Hilfsmaßnahmen, die der Bäuerliche Notstandsfonds bietet, gehen weit über die rein finanzielle Hilfe hinaus, beispielsweise die Begleitung und Betreuung von Härtefällen. Dazu arbeitet der Verein mit Gemeinden, öffentlichen und privaten Einrichtungen (z. B. den Sozialdiensten), mit den bäuerlichen Organisationen, anderen Hilfsorganisationen (z. B. dem Verein Freiwillige Arbeitseinsätze oder der Vinzenzgemeinschaft), mit der Bauernbund-Finanzierungsberatung, der Trauer- und Krisenbegleitung und vielen weiteren zusammen. Zuverlässige Ansprechpartner draußen seien die Bezirksleiter des Südtiroler Bauernbundes, meinte Dariz.
Das breite Angebotsspektrum sei nur möglich, weil über das ganze Jahr hinweg nicht nur von Privatpersonen gespendet wird. Auch Organisationen, Unternehmen, verschiedene Aktionen und Sammlungen trugen laut Dariz dazu bei, dass im Jahr 2023 eine Summe von insgesamt 1,8 Millionen Euro zur Verteilung zur Verfügung standen. Dazu kommen außerordentliche Einnahmen von mehr als 180.000 Euro über die 5-Promille-Zuweisung, welche für die Verwaltung und Führung der Organisation eingesetzt werden.

Das ganze Jahr wird gespendet
Einen großen Beitrag leistete im letzten Jahr auch die Spezialbierbrauerei Forst mit der landesweiten Hilfslotterie und Bildversteigerung „Südtirol.Ursprung vereint“. Auch das Hagelschutzkonsortium spendete zu seinem 50. Jubiläum, der Ultner Höfelauf wie jedes Jahr, verschiedene Bauernjugend- und Bäuerinnen-Ortsgruppen, die Grundschule Gries, das Maturaprojekt „Let’s help“ an der Fachschule Fürstenburg die Südtiroler Gärtnervereinigung oder die Firma Doppelmayr Italia, die sich jedes Jahr zu Weihnachten als sehr großzügig erweist. Besonders hervorhob der Obmann zwei Aktionen: „Austern und Sekt“ von Valtl Raffeiner und seinen Freunden, die über die Jahre einen Spendenbetrag von insgesamt 220.250 Euro eingebracht hat. Im letzten Jahr wurden bei dieser traditionellen Spendenaktion an Silvester 35.000 Euro eingenommen, und das in kürzester Zeit.
Und die Spendenaktion „Flugretter helfen“, die dank der Initiative von Erich Näckler und dem Verein Flugrettung Südtirol auch 2023 wieder ein voller Erfolg war und die Rekordsumme von 33.000 Euro eingebracht hat. Gedankt wurde auch der Firma Pfeifer Landtechnik, die jedes Jahr den Druck des Flugretter-Kalenders finanziert. „Diese Initiative gibt es seit 2005, seit 2007 wird sie über den BNF abgewickelt, wodurch wir insgesamt 373.000 Euro zur Verfügung gestellt bekommen haben“, erklärte Sepp Dariz. Damit habe man bisher insgesamt 85 Familien (45 bäuerlichen und 40 nicht-bäuerlichen) helfen können.

Jeder gespendete Euro kommt an
Auch in den Grußworten wurde gedankt: Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser versicherte, dass die gesamte bäuerliche Familie voll hinter dem Bäuerlichen Notstandsfonds stehe. „Seit 34 Jahren seid ihr für die Bedürftigen in unserem Land da und habt gezeigt, was ihr für Leute im Land leistet, die sich nicht leichttun“, unterstrich Gasser. Und Raffael Peer, Landesobmann der Südtiroler Bauernjugend, erklärte: „Uns Jungen geht es meistens gut, wir leben in Frieden und Wohlstand. Deshalb ist es uns ein Anliegen, etwas davon zurückgeben, was wir bekommen haben.“ Gut sei auch, dass jeder einzelne gespendete Euro ankommt und in Südtirol bleibt.

Renate Anna Rubner

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